Sorrows Path "Doom Philosphy" 2014 - Review

Es wird dommig und kompliziert zugleich, denn Sorrows Path bürsten nicht nur ihre Musik gegen den Strich, auch der Gesang schwimmt immer schön flussaufwärts. Es gibt wahrlich einfachere Wege aus Quelle des Erfolgs zu trinken. Doch zunächst Zahlen und Fakten: Die aus Griechenland stammende Band Sorrows Path gründete sich auf  Zeus' geweihter Erde, nämlich in Athen und zwar im Jahre 1993, dem Jahr, als Candlemass mit "Sjunger Sigge Fürst" ihr erstes großes Kapitel ausläuteten.

Sorrows Path brachten es in zwanzig Jahren auf zwei Demos, eine Compilation und - richtig - zwei Studioalben. Das muss man auch erst einmal schaffen! Zwischen 1998 und 2005 lag der Pfad des Kummers und der Trauer auf Eis. Genau in dieser Zeit sortierte sich auch die Musikindustrie neu, ein Indiz dafür, wie schwer es Ende der Neunziger war, fußzufassen und sich zu etablieren.

Ob ich "Doom Philosophy" zur Schlachtbank oder zum versöhnenden Altar führe, werden die folgenden Zeilen offenbaren. Unter der Voraussetzung, dass Angelos (Vocals) seinen Gesang ganz bewusst gegen den Strich bürstet, bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen: Meiner Vorstellung von harmonischen Klängen und innerer Einkehr kann "Doom Philosophy" nicht gerecht werden. Zu schräg der Gesang, zu kompliziert die Abfolge stets kollidierender Töne.

Dennoch wäre es nicht gerecht, das neue Album der Griechen auf diese Feststellung zu reduzieren, zumal das eigen Harmonieverständnis nicht dem der breiten Masse entsprechen muss. Kautabak! Kennt ihr Kautabak? Nicht jedermanns Sache und trotzdem schwören einige drauf, nicht wahr?

Wie haben Sorrows Path es nun geschafft, dass ihr aktueller Silberling doch in unseren Album-Talks auftaucht? Die Antwort ist doomig und eindeutig. Gegen den Strom schwimmen heißt, mit allen Wassern gewaschen zu sein. Sorrows Path geben sich auf "Doom Philosophy" keiner Illusion hin und spielen ihren vertrackten und progressiven Doom ohne Anbiederung bis zum bitteren Ende runter. Dabei gehen sie äußerst unkonventionell vor und legen sehr viel Wert auf Details und Atmosphäre. Dickes Riff-Werk, düstere Keys und unvorhersehbare Arrangements geben diesem Werk seinen unverwechselbaren Charakter. Memento Mori gingen einst ähnlich zu Werke, nur haben die Schweden um Messiah Marcolin & Showy Shaw etwas mehr Harmonie zugelassen.

Apropos Snowy Shaw: auf Track Nummer fünf ist der Meister höchstpersönlich zu hören. Ein gewaltiger Song, der komplizierter und experimenteller nicht sein kann. Prog-Doom der Extraklasse und mein persönlicher Favorit auf dem Album. Letztendlich überzeugt "Doom Philosphy" mit geschmackvollen Kompositionen, deren Vorhandensein schwer verdaulich aber hochwertig ist. Textlich bewegen sich Sorrows Path auf der Schattenseite menschlicher Pfade - Doom eben! Langatmig ist dies Werk keinesfalls, nur sehr, sehr eigenwillig. Ob Gitarrensoli, Soundeffekte, Vocals oder das Gefüge der einzelnen Tracks, nichts kommt gängigen Strukturen oder Vorgaben gleich. Hauptsache anders - und wenn es den Erfolg kostet. Respekt! Das technische Vermögen der Musiker sowie die ansprechende Produktion sind über jeden Zweifel erhaben. Wer's kompliziert und experimental mag, der nehme ein Ohr. Das Album hat seine Höhepunkte und wartet auf diejenigen, die den Pfad der Trauer und des Leidens zu gehen versuchen, auch wenn er seine Opfer fordern wird.

Der Prior


VÖ: 12.9. 2014 - Iron Shield Records