BLOODBOUND - “Stormborn” Review

Irgendwo in den Weiten des europäischen Nordens muss es einen verborgen Ort geben, an dem das Geheimnis des Melodic- und auch Power Metals vergraben liegt. Ihr ahnt es sicherlich schon. Richtig, Bloodbound gehören zu den Bands, die definitiv schon einmal an diesem wundersamen Platz gewesen sein müssen, um aus dem Kelch der Harmonie-Lehre einen kräftigen Schluck zu trinken, oder haben die Schweden es einfach nur faustdick hinter den Ohren?

Eins ist klar: das neue Studioalbum - der 2004 gegründeten Band - strotzt nur so vor Energie und schlüssigen Melodien. Wer sich beim sechsten Langeisen der Bollnäs-Barden an Sabaton oder auch die Frühwerke von Edguy erinnert fühlt, der darf das gern tun, denn diese Vergleiche sind berechtigt und unüberhörbar. Sicher, auch Hammerfall und Bruchteile der legendären Judas Priest sind auszumachen. So ist das nun mal und wenn man ehrlich ist, vollzieht sich dieser Prozess - des Aufgreifens von Elementen anderer Bands - schon seit Jahrzehnten und ist genau der Antrieb, warum sich die Musik immer weiterentwickelt. Am Ende wird's zwar 'nen Punktabzug dafür geben, aber das sollte dem Gesamteindruck der Langrille nicht schaden. Vermutlich haben auch Sabaton aus dem gleichen Kelch getrunken, denn gerade die Chöre sowie der Keyboard-Sound tönen verdammt nach den Jungs von Sabaton.

Im Mittelpunkt der Kompositionen steht allerdings der ausgewogenen Gesang von Patrick Johansson, der auf "Stormborn" den Eindruck erweckt, als beherrsche er das Repertoire aller etablierten Melodic Metal Sängerknaben. Reife Leistung! Wollen wir hoffen, dass Patrik die konservierte Leistung auch auf der Bühne reproduzieren kann, denn live werden die Hosen tatsächlich runtergelassen.

Die mir vorliegende Version des Albums enthält 11 Tracks, die allesamt empfehlenswert sind. Ausfälle gibt es keine, nur gute und noch viel bessere Songs. Es trällert, fiedelt, rackelt und schnackelt am laufenden Band. Chöre, Bombast, Grooves und sanfte Passagen zieren das Werk der Schweden ebenso, wie der Einsatz von megadicken Riffs und furioser Geschwindigkeit. Zwischendurch gibt's immer wieder mal anständig auf die Glocke, damit der Schwermetallkonsument nicht abhebt und ausreichend Zeit findet, sich neu zu sortieren, nur um im gleichen Augenblick von einem Orgelteppich Richtung Gottesacker transportiert zu werden. Anspieltipps? Alles! Wer hier volle Punktzahl geben möchte, der liegt vielleicht nicht falsch, aber einen Tal(k)er hole ich mir zurück, denn wie im ersten Teil des Reviews schon angesprochen, ist der Anteil übernommener Elemente anderer Bands einfach zu hoch. Dennoch, hier sind 9 von 10 erreichbaren Tal(k)ern!

 

Dirk


VÖ: 21.11.2014 / Label: AFM