Venom "From The Very Depths" Review

Venom wollen uns doch tatsächlich im Jahr 2015 mit einem Album beehren? Anstatt hier eine zweideutige Frage zu stellen, sollte ich mich voller Ehrfurcht in den Dreck werfen, um einer der einflussreichsten Bands der 80er Jahre demütig zu huldigen, haben doch gerade Venom den Weg für ein ganzes Genre geebnet, das Anfang der 90er noch einmal mächtig am Kreuz gesägt hat.

Viel hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, dafür habe ich aber um so mehr bekommen. Seit ihrem ersten Demo, das 1980 erschien und auf den Namen "Demon" hört, ging es mit Venom auf und ab, dabei erlangten sie Ruhm, Kultstatus und der Gleichen mehr. Der Kult blieb, doch die eben erwähnte Talsohle suchte auch Cronos und seine Mitstreiter heim. Die Auflösung der Band war die Folge und reichlich mehr oder weniger geglückte bzw. mäßig erfolgreiche Gehversuche machten die Situation nicht besser. Der Kult blieb immer noch, auch wenn die Bedeutung der Engländer zusehends abnahm. Wesentlich versiertere Bands übernahmen nun das Feld, doch anstatt in der Versenkung zu verschwinden, wurde man langsam aber sicher zur Legende. Das Metal Hammer Magazin gab Cronos diesen Titel im letzten Herbst sogar schriftlich. (siehe unten)

Nun, im Grunde ist die Sache gelaufen, wenn das Feuer nicht noch immer brennen würde und allein das Ertönen des Bandnamens Gänsehaut auslösen würde. Die neue Venom-Pladde musste also her und siehe da, das Teil ist wirklich amtlich und wird definitiv jedem Venom-Jünger gefallen, versprochen. Kompliziert und progressiv sind Venom freilich auch 2015 nicht. Soweit kommt's wohl noch! Venom sollen simpel auf die Zwölf hauen! Mit Verlaub, das taten sie und herausgekommen ist ein rundes Album, das mit altbekannten Elementen, plakativen Rhythmusgitarren und auch "Slayer-Leihgaben" (Evil Law), mein schwarzes Gemüt erfreut. Der musikalische Purismus, eben das Beschränken auf's Wesentliche und natürlich Cronos' unverwechselbare Stimme, machen den Reiz von "From The Very Depths" aus. Tracks der Marke "Smoke" brechen zwar aus dem gewohnten Schema aus, haben es aber ebenfalls verdammt in sich. Mega dick und erdrückend schwer, walzt "Smoke" alles nieder, was sich oberhalb der fertigen Fußbodenkante einen Lebensraum erkämpfen möchte. Etwas klassischer - vermutlich haben Venom bei sich selbst geklaut - geht's mit "Long Haired Punks" zur Sache. Dieser Track spricht mir so etwas von aus der Seele, dass die Repeat-Funktion nicht nur ein probates Mittel zum Zweck wurde, mit Nichten, sie schuf Abhilfe, bis ich endlich bereit war, dem Rest des Albums zu frönen. Weitere Aufzählung erspare ich euch auch diesmal großzügig. doch noch eine Anmerkung sei mir vergönnt: Die beiden genannten Tracks stehen nicht allein auf der "Daumen-hoch-Liste". Macht's laut, lehnt euch zurück und freut euch, dass Venom noch einmal einen passablen Rundling ablieferten.

"From The Very Depths" gehört zu den Alben, die ich voller Überzeugung empfehlen kann, das alles hat, was ein Venom-Fan braucht und das versprochenermaßen für einige Zeit im Player festkleben wird. Ergo: Fette 8,5 Tal(k)er!

 

Der Prior

8,5 Tal(k)er

VÖ: 23.01.2015 Label: Spinefarm Records