Cradle Of Filth - Hammer Of The Witches - Review

Der Hammer ist gefallen! Das elfte Studio Album der königlichen Schwarz-Stahl-Kapelle um Dani Filth wird in exakt vier Tagen unser Panorama in einen giftigen Nebel hüllen.

Der Begriff Black Metal soll uns dabei nur noch die Zuordnung erleichtern oder als finsterer Karteikartenreiter über dem Ganzen prangen. Black Metal im herkömmlichen Sinne definiert sich anders und wird im sogenannten Inner Circle hauptsächlich als Lebenseinstellung mit okkultem Hintergrund verstanden, wobei die Musik als Ausdrucksform dient. Ich will keinem zu nahe treten, aber Cradle Of Filth sind weit davon entfernt und für meine Begriffe viel zu weltoffen und vor allem zu kommerziell. Nichts Schlechtes im eigentlichen Sinne, denn egal wie, die individuelle Ausdrucksform der Kunst - welchen Namen sie auch immer trägt - sollte im Zentrum  der Kompositionen stehen und mit Verlaub, diese Freiheit steht jedem Musiker zu.

Mich fasziniert bei Cradle Of Filth folgender Umstand: Mit "The Principle Of Evil Made Flesh" haben sich die Jungs im Jahre 1994 in mein verdorbenes Herz gespielt. Mit der gleichen Musik haben sie kurze Zeit später meine Gunst verloren. Album für Album, Besetzungswechsel für Besetzungswechsel - man kann schon von einem Beisetzungs-Wechsel sprechen - wurden Dani und seine Mitstreiter berechenbarer und damit uninteressanter.  Ja, ich habe sie aus den Augen verloren.

In meinem Umfeld geht oder ging es vielen ähnlich. Doch die Vehemenz und das Durchhaltevermögen des Meisters Filth und vielleicht auch der unerschöpfliche Vorrat an guten Musikern, hielt Cradle Of Filth am Leben und ließ sie über all die Jahre immer wieder Zeichen setzen. Das markerschütternde Gekreische ist anno 2015 nicht nur als Markenzeichen bekannt, vielmehr setzt Frontmann Dani Filth sein Hochfrequenz-Organ als ergänzenden i-Punkt auf unendlich viele Melodiebögen. Und genau hier liegt die Stärke des aktuellen Outputs. Die Songs besitzen Struktur und finden oftmals ihren Höhepunkt in verdammt genialen Melodien, die fast immer von einem unheilvollen Gemetzel abgelöst werden. Orchestrale Parts runden die Sache ab, ohne dabei pompösen Charakter zu versprühen oder gar zu nerven. Mit einem derart starken Album habe ich nicht gerechnet und zugetraut hätte ich das Cradle Of Filth ebenfalls nicht. Tracks wie "Deflowering The Maidenhead, Displeasuring The Goddess" (4) und "Blackest Magick In Practice" (5) sind grandios und werden sich in der kommenden Zeit in meinem Player festbrennen. Punkt!

 

Dirk

8,5/10 Talkern


VÖ: 10.7.2015 Label: Nuclear Blast Records