W.A.S.P. - Golgotha - Review

Ähnlich wie bei der Veröffentlichung des letzten Longplayers der englischen Großmeister des Hard Rocks Magnum, habe ich wenig erwartet und wurde am Ende eines Besseren belehrt.

Die Tendenz ist im Einleitungssatz des Reviews also unschwer zu erkennen, doch zunächst möchte ich kurz einen Blick auf die Geschichte der Band werfen. W.A.S.P. stammen aus Los Angeles - Kalifornien. Dort gründeten sie sich 1982, dem Jahr, als Iron Maiden "The Number Of The Beast" veröffentlichten. Die NWOBHM tobte demzufolge gerade durch Europa. Für W.A.S.P. noch lange kein Grund ihren Härtegrad dem neuen großen Ding anzupassen. Vielmehr setzten sie auf das, was in den USA schon lange Bestand hatte (siehe Kiss) und durch Bands wie zum Beispiel Mötley Crüe in den kommenden Jahren auf die Spitze getrieben werden sollte. Glam Metal, Hard Rock oder Heavy Rock, der Bezeichnungen gab es viele. Ebenfalls reichlich, die Zahl der Bands, jene anstößigen Themen in für heutige Zeiten recht normalen Rock betteten. Der Gesetzlose (Blackie Lawless) und seine Truppe W.A.S.P. bildeten da keine Ausnahme, im Gegenteil, es dauerte nicht lange, bis Parents Music Resource Center auf die Jungs aufmerksam wurde und W.A.S.P. auf die schwarze Liste schrieb, die Hall Of Fame der Anstößigkeit, in der Bands wie Kiss; Venom, Mercyful Fate und AC/DC ebenfalls Ehrengäste waren bzw. sind. Das erste Album erreichte in den USA sofort Goldstatus, während W.A.S.P. weiter an ihrem Image feilten und insbesondere durch ihre Plattencover und blutigen Liveshows für erhebliches Aufsehen sorgten. Der Druck wurde immer Größer, sodass W.A.S.P. es vor zogen,  auf Blut und Eingeweide während ihrer Live-Shows zu verzichten. 1987 spielte sie gemeinsam mit Anthrax im Vorprogramm der übermächtigen Black Sabbath. Ebenfalls im Jahr 1987: Slayer im Vorprogramm von W.A.S.P.!

Möglicherweise ist dieser Rückblick im Rahmen eines Reviews etwas zu ausführlich, doch zeigt er vielleicht gerade jüngeren Lesern, welchen Status W.A.S.P. in den 80er Jahren inne hatten. Umso trauriger, dass das gestrige Berliner Konzert der Truppe - aus bisher nicht bekannten Gründen - abgesagt wurde. Ein Grund mehr sich dem neuen Album "Golgotha" zu widmen. Blackie Lawless sagte im Vorfeld der Veröffentlichung "The biggest challenge is subject matter because every time you make an album you have to ask yourself 'Who am I right now?„

Das er diese Aussage nicht nur formulierte, nämlich auch so meinte, hört man den Kompositionen auf "Golgotha" definitiv an. Überraschungen gibt es keine, dafür jede Menge Breitwandrock, der durch edelste Gitarrenarbeit aufgewertet wird, dabei begleiten Dich Blackies Vokals von einer Gänsehautattacke zur anderen, die auf dem aktuellen Silberling insbesondere durch großartige Soli hervorgerufen werden. Selbst Fans von Axel Rudi Pell werden hier nervös mit den Augenbrauen zucken, wenn sie durch den Einsatz von Wasserstoffperloxyd, nicht schon den Verlust selbiger zu beklagen haben. Ein klassisches Hard Rock Fundament (schlichte Drums - simple Rhythmik) bietet besten Nährboden für ausgiebige Reisen in die Welt der 6-Saiten-Hexer! Da gibt es nichts zu meckern, dem brauch man ebenfalls nichts hinzuzufügen. "Golgotha" einlegen, Augen schließen, wohlfühlen. Nicht das Richtige für Hard Rock? Ich denke schon und darum werde ich die kommende Zeit damit verbringen, "Golgotha" auf meine Trommelfelle zu hetzen. Auf der Suche nach speziellen Merkmalen des neuen Outputs, bleibe ich wieder und wieder bei den für W.A.S.P. typischen Melodien und Soli hängen. In der Tat nichts Neues, doch wer brauch das schon? Gerade läuft "Miss You", was für ein fantastische Song. Wer hier nicht auf riesigen Schwingen die Welt von oben betrachten möchte, dem ist nicht mehr zu helfen. "Golgotha" rules!

Dirk

9/10 Talkern


Golgotha tracklisting: "Scream" "Last Runaway" "Shotgun" "Miss You" "Slaves Of The New World Order" "Eyes Of My Maker" "Hero Of The World" "Golgotha"


VÖ: 2. Oktober 2015 - Label: Napalm Records / Quelle: Napalm Records, Wikipedia