Clutch - Psychic Warfare - Review

Clutch schieben am 2.10.2015 "Psychic Warfare" in die Läden. Ganz ehrlich? Die 1991 gegründeten Maryland-Jungs sind mir bis dato lediglich namentlich ein Begriff gewesen. Es ist mir wie immer eine Ehre unbekanntes Terrain zu betreten.

Abenteuer oder Leichtsinn? Ich habe es in einem meiner früheren Reviews schon einmal erwähnt, die Naivität des Laien - und der bin ich in diesem Fall - kann während eines ersten musikalischen Zusammentreffens Wunder wirken. Weder Definitionen, noch explizite Vergleiche und erst Recht nicht der Blick auf vergangen Tage, sind zielführend. Die Musik muss und wird für sich sprechen, sonst nichts. Ob Clutch vor Monden Hardcore und später Stoner Rock spielten, ist  daher im Rahmen dieser Rezension fast uninteressant.

Aus den neutral abgestimmten Referenz-Kalotten meiner Soundcheck-Boxen tönt zunächst gut produzierter und dicht gefrickelter Rock, der mich gedanklich ohne große Umwege in eine abgefuckte Bar auf der Route 666 befördert. Erst der zweite Durchlauf offenbart Feinheiten und gibt das ein oder andere Geheimnis verarbeiteter Musik-Stile preis. Müsste der große Elvis von seinem plakativen Rock'N'Roll ablassen, er würde sich alternativ für Clutch entscheiden, dessen bin ich mir sicher. "Noble Savage", Track 9, ist so ein typischer Rocker der alten Schule, den Mr. Presley vermutlich wohlwollend abnicken würde.

Neil Fallon, Tim Sult, Dan Maines und Jean Paul Gaster spielen im Übrigen noch immer in der Urbesetzung. Vielleicht ist es genau das, warum ihre Musik grundehrlich, ausgereift und auf keinen Fall aufgesetzt wirkt. Eine richtige Band eben. Clutch arbeiten sich auf "Psychic Warfare" durch insgesamt 12 Tracks und gefühlte 4 Sub-Genres der guten alten Rockmusik. Als da wären: Classic Rock, Southern, Stoner und Blues. Im Grunde bin ich recht froh, dass ich die Metamorphose der Maryland Rocker als Fan nicht begleiten oder erdulden musste. 2015 'ne fertige Mixtur namens Clutch Rock vorgesetzt zu bekommen, ist nicht nur luxuriös, es befreit auch von jeglichen Vorurteilen.

Durchlauf Numero 3 lässt mich vorab zu folgendem Ergebnis kommen: for best results - play at maximum volume! Fakt, erst wenn Meister Dezibel dem Wandbelag zu Leibe rückt und eben dieser von der Wand clutcht, erzielen Songs wie "Noble Savage", "Behold The Colossus","Sucker For The Witch" und "A Quick Death In Texas" ihre volle Wirkung, indes "Decapitation Blues", Track 11, Freunde des Fuzzy-Gitarren-Sounds hinter dem Ofen vorgrooven dürfte. Soundtechnisch haben wir es hier mit einer sehr erdigen und transparenten Produktion zu tun. Beim Track "Sucker For The Witch" habe ich durchaus das Gefühl, meine Lauscher klemmen direkt zwischen dem Beckenpaar der Hi-Hat. Dass der Sound nicht auf Optimum ausgereizt wurde, die ein oder andere künstlich erzeugte Übersteuerung auftaucht, versteht sich wohl von selbst. Wie sollte sonst dieser kultige Sound entstehen?

So denn: "Psychic Warfare" enthält alle Zutaten, die ein bluesgeschwängerter Groove Rocker benötigt, um 2015 seine Position zwischen all den wahnsinnig guten Veröffentlichungen zu behaupten. "Noble Savage" sowie "Sucker For The Witch" sind unverzichtbar, wobei Letzterer aufgrund seiner aggressiveren Vocals etwas mehr am Gürtel reißt. "Noble Savage" hingegen dürfte auch jedem Volbeat-Jünger locker ins Blut gehen.

Dirk

7,5/10 Talkern     


VÖ: 2. Oktober - Label: Weathermaker Music