Children Of Bodom - I Worship Chaos - Review

Ob Children Of Bodom in den letzten Jahren gute Alben ablieferten oder eben nicht, hing in der Regel davon ab, wieviel Seele sie ihren Werken einhauchen konnten. "I Worship Chaos" steht in großen Lettern auf dem jüngsten Album der Finnischen Melodic Deather.

Assoziiert man diese Aussage mit der Musik, ist es schwer zu glauben, dass Children Of Bodom das Chaos verehren, denn sortierter und aufgeräumter - so wie die vier Finnen ihre Musik zelebrieren - kann man Melodic Death Metal wohl kaum anbieten. Für mich steht auch nach 18 Jahren Bandgeschichte außer Frage, dass Children Of Bodom wirklich gute Musiker sind, die regelmäßig Qualität abliefern. Dennoch höre ich jedes neue Album in einem gewissen Suchmodus, bei dem ich intensiv nach Tracks Ausschau halte, die hängen bleiben, so wie es auf ihrem Debütalbum aus dem Jahre 1998 noch gang und gäbe war. Noch immer ziehe ich das purpurne Album "Something Wild" neueren Veröffentlichungen vor. Und ja, noch immer ist dieses Werk für mich das Referenzwerk, wenn ich mich neuerlichen Outputs hingebe.

Der Sensenmann, Maskottchen und Dauergast auf vielen Bodom-Covern, kommt anno 2015, der Tradition der ersten 3 Alben gehorchend, in einem Farbton - nämlich einem gedeckten Gelb - aus seiner schauderhaften Behausung gekrochen, um uns dem üblen Gesellen am Schafott zu übergeben. Rot, Grün, und Blau, so lauteten die ersten Farben, später ging's in die Vollen, indes der Vorgänger aus dem Jahre 2013 ("Halo Of Blood") - mit seinem schlichten Weiß - das farbloseste Bildchen offenbarte. Das galt vo 2 Jahren nicht nur für das Cover, auch die Musik vermochte einfach nicht zu zünden. Selbst nach der 6. Rotation wollte sich partout kein Song in meinem Hirn festsetzen. Ich präsentierter seinerzeit der Öffentlichkeit meine Meinung nicht, und sie da, ein paar Wochen später kassierten COB in ihrer Heimat 'nen Gold Award für "Halo Of Blood". Ob mit oder ohne meiner Rezension, für COB hätte sich freilich nichts verändert. Aber soviel steht fest, Reviews sind und bleiben lediglich eine persönliche Sichtweise des Autors und können schon aus diesem Grund nur Tendenzen aufweisen.

Tendenziell geht's auf "I Worship Chaos" sichtlich nach oben, zumindest was den Wiedererkennungswert der einzelnen Kompositionen angeht. Absolute Überflieger lassen sich nach einer ersten Kostprobe noch nicht ausmachen, doch ich bleibe mit meinen Ohren in der Musik und möchte dem verehrungswürdigen Chaos auch weiterhin folgen, was mir auf "Halo.." sichtlich schwer viel. Zwischenzeitlich fährt mir durch den Kopf, dass COB ihrem Stil seit fast 2 Jahrzehnten treugeblieben sind, während sich andere Kandidaten bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Melodic Death ist geblieben, Maskottchen blieb, Härtegrad - ganz wichtig - blieb, Orchestersamples treiben noch immer ihr Unwesen und auch die furiosen Pokemon-Soli sind noch immer mit von der Partie. Wer die Finnen so mag, der wird auch das neue Album mögen und an Songs der Marke "Horns", "Prayer For The Afflicted" und dem Titelsong nicht vorbeikommen. "Prayer For The Afflicted" ist der Höhepunkt auf "I Worship Chaos". Langsam, mächtig und eben mit der von mir Eingangs erwähnten Seele. "Horns" geht geradewegs nach vorn, mäht alles nieder und erinnert mich an den Stil eines echten Oldschool Melodic Deathers. Diese Wort-Kombination gibt es zwar nicht, schon gar nicht in der Verunglimfungs-Variante  englischer Wörter durch den Genitiv, ist aber eben so.

Nach mehren Durchläufen manifestiert sich eine solide Qualität der Kompositionen, die sich unüberhörbar über die Dauer des kompletten Albums erstreckt. Obwohl ich COB eine markante Steigerung zum Vorgänger bestätigen muss, hätten dem Silberling 2-3 Songs im Stile eines "Prayer For The Afflicted" gut zu Gesicht gestanden. Besser als der Vorgänger also, auch wenn etliche Magazine das 2013er Album abgefeierten und meine Bewertung diesbezüglich auch 2015 noch entkräftet wird. Unterm Strich ist "I Worship Chaos" gut und verdient daher 7,5 Talker.

Dirk

7,5/10 Talkern


VÖ: 2. Oktober 2015 - Label: Nuclear Blast Records