The Blue Poets - The Blue Poets - Review

Was? Was um alles in der Welt ist wirklich handgemachte Musik heute noch wert? „Keine Tricks, keine Korrekturen, keine Computer“, so steht es auf dem Beipackzettel des morgen erscheinenden The Blue Poets Debütalbums.

The Blue Poets ist in erster Linie das Projekt des Errorhead-Saitenhexers Marcus Deml, der laut eigen Aussagen auf dieser vom Blues geschwängerten Langrille ausgiebig das Thema Trennung behandelt. Warum und weshalb sich ein Musiker nach fast 2 Jahrzehnten Beziehung eben diesem Thema widmet, ist wohl ein offenes Geheimnis. Was soll's, Musik ist und bleibt eine der stärksten Ausdrucksformen in Sachen Gefühlsduselei. Dass der in Prag geborene Flitzefinger ausgerechnet hochwertigen Blues Rock auf den Scheiterhaufen vergangener Tage hievt, um damit seinen Seelenschmerz zu verarbeiten, stellt den Konsumenten dieser Klänge vor eine große Herausforderung.

Wir haben es hier beileibe mit keinem Unbekannten zu tun. Unzählige Studioarbeiten, u.a. mit Nena und Kingdom Come, hat Mr. Deml bis dato auf dem Kerbholz. Neben zahlreichen Auszeichnungen wurde Marcus zudem im Jahre 2005 vom Guitar Player Magazin zu den Top 3 Gitarristen gewählt. Freilich, der Musik hört man das auch ohne Weiteres an, insbesondere das Gitarrenspiel lässt den geneigten Zuhörer ehrfurchtsvoll auf die Knie gehen, doch reicht das für ein grenzenlos gutes Album aus?

Kurz nach dem allseits gefürchteten morgendlichen Aufstehen ist diese Melancholie-Blues-Tränen-Presse schwer zu verkraften. Auch ein erneuter Versuch, das Material inmitten der Wirren des Weges zum Brötchengeber schätzen zu lernen, scheitert kläglich. The Blue Posts funktionieren gewissermaßen erst ab Stunde 22, in der bewußtseinserweiternde Substanzen jedweder Couleur den Weg zum Mittelpunkt des blauen Poeten freimachen könnten. Dann aber zünden die Partituren richtig, was nicht heißen soll, dass ich Euch Destillerien und illegale Gewächshäuser ans Herz legen möchte, doch 'nen Singlemalt in kuscheliger Umgebung verleiht diesem Album durchaus den notwendigen Respekt. Klarer Fall, dieses Scheibchen gehört in gut ausgerüstete Clubs oder zumindest in den gierigen Schlund einer majestätischen Heimanlage, nur so sind Details und Qualität zu erfassen. Mehr Eingängigkeit und Harmonien aus dem Hause Gary Moore würden diesem Blues-Werk zwar gut zu Gesicht stehen, doch der Haupteinfluss des Leaders Deml ist und bleibt eben nur ein Einfluss. Letztlich ist "The Blue Poets" der definierenden Zunft zu empfehlen, alle anderen sollten aufmerksam die Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel studieren. Gute Musik, klagende Lyrik, schwer zu verdauen!

 

Dirk

7/10 Talkern



VÖ: 9. September 2016  - Label: Triple Coil Music