Heaven Shall Burn - Wanderer - Review

Heaven Shall Burn haben sich in den letzten Jahren zu einer der erfolgreichsten Bands ihres Genres gemausert. Nicht schlecht möchte ich meinen, doch bevor ich mich überhaupt näher mit den Jungs beschäftige, erkundigte ich mich zunächst bei Fans der erste Stunde, um zu erfahren, was ihnen so zum Thema HSB einfällt.

Ehrlich gesagt, ich war nicht sehr verwundert, dass sich allgemeine Betriebsblindheit als auch Desinteresse in den Vordergrund der Argumente schob. Gut, dachte ich, in grauer Vorzeit war mir der Metalcore zu wider, jetzt ist er denen zu bieder, die seinerzeit nicht genug bekamen, und zwar wieder und wieder. 

Und dennoch, irgendetwas muss auch im Jahre des Herrn 2016 dran sein, an der Thüringer Metalcore-Dampframme um Schreihals Marcus Bischoff. Ohne HSB-Vorbildung und daher auch ohne jegliche Möglichkeit, altes Material als Vergleich heranzuziehen, widmete ich mich dem nunmehr achten Album der 1996 gegründeten Band. Wenn man es so will, besitze ich Kükenschutz oder anders ausgedrückt: Herr vergib mir, denn  ich weiß nicht, worüber ich da zum Teufel schreibe. Ganz so ist es natürlich nicht, doch ich weiß nach über 30 Jahren ausgiebiger Fachsimpelei ebenfalls zu schätzen, wenn man sich völlig frei jeglicher Vorurteile, Vorgaben und ähnlich beinflusenden Komponenten auf eine bestimmte Musik einlassen kann.

Verwundert über die Vielzahl an eingängigen Harmonien und Melodien, stürzte ich mich wohlwollend auf Runde 2, wobei mir schnell klar wurde, dass der Begriff Metalcore zwar eine feste Größe in der Bandgeschichte von Heaven Shall Burn einnimmt, dieser auch noch immer unweigerlich präsent ist, doch gibt er auf dem aktuellen Output definitiv nicht den Ton an. Finest Melodic Death drückt ebenso massive und unerbittlich in die Röhre, wie der moderne, von akkuraten Breakdowns befehligte Core. Alle Wetter, damit hätte ich nun nicht gerechnet, zwar folgen die Kompositionen oftmals einem und dem selben Schema, doch wer will es den Thüringern nach 20 Jahren Bandgeschichte verdenken, immerhin ist es ihr Stil und dieser ist nach zwei Jahrzehnten weltweit ein Siegel für Qualität und verdammt blutige Ohren. Welches Album des Quintetts nun das Beste ist, wird mir vermutlich für immer verborgen bleiben, doch dieses Exemplar hier, erhält ohne Zweifel meinen Segen. Amen!

 

Der Prior

8,5/10 Talkern


VÖ: 16.9.2016 - Label: Century Media Records