Hell "Curse & Chapter" 2013

Wenn ich ehrlich bin, schien mir das Vorgängeralbum damals von der Presse ziemlich überbewertet. Bis auf den einen ultimativen Song "On Earth as It is in Hell", der auch auf jedem Sampler zu hören war, hat mich nix vom Hocker gehauen, obwohl die Scheiblette ja durchaus gut war. Ich mochte nur diese allgegenwärtige Euphorie nicht. Plötzlich waren Hell wieder da und alles war 100 Prozent.  Damit stehe ich wahrscheinlich immer noch ziemlich allein auf weiter Flur. Aber so ist das eben nun einmal, dafür hat es mich diesmal vom Schemel gedrückt. Hell sind nach meinem Empfinden verdammt gut zusammengewachsen. Das Spiel klingt lebendiger und besitz einfach mehr Seele!

Das rührt möglicherweise daher, dass der Anteil an alten Songs erheblich geschrumpft ist und Hell seit 2011 auch auf dem Livesektor gemeinsam etliche Erfahrung sammeln konnten. Die alten Songs besitzen natürlich Klasse, aber mit dem neuen Material musste sich die Truppe ebnen mehr auseinander setzten. Wie dem auch sei, mir gefällt's 'ne ganze Ecke besser. Nach einem fantastischen Intro brennt dir der Opener "The Age Of Nefarious", jener auch schon die gleichnamige EP schmückte, den letzten Glauben aus dem Leib. Großartige Nummer, deren Riffs mich unweigerlich an Meryful Fate und King Diamond denken lassen. This is the Sign...ich muss es immer wieder hören. Der nächste Kracher aus der bandgewordenen Hölle steht mit "Darkhangel" ins Haus. Auch dieser Track ist bereits durch das erst kürzlich via YouTube veröffentlichte Live-Video bekannt. Der Song schleicht sich sanft mit einem Intro in dein Gemüt, brilliert sogleich mit abwechslungsreicher Gitarrenarbeit und setzt mit seinem Refrain dem Ganzen die Krone auf. Vorzüglich! Die Stimme des charismatischen Sängers Kev Bower spielt dabei eine wesentliche Rolle, macht sie doch erst den kleinen aber feinen Unterschied aus, der Hell von vielen anderen Bands unterscheidet. Mit "Deliver Us From Evil" steht ein weiterer Song auf dem Album, der sehr eigen anfängt und sich zum Ende hin zu einem echten klassischen 80er Metal-Song entwickelt, ohne dabei seinen außergewöhnlichen Charakter zu verlieren. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir es hier mit einem Song aus vergangenen Tagen zu tuen haben.

Die Produktion des Albums kommt etwas frischer und druckvoller daher, als die des Vorgänger-Werkes "Human Remains". Ich bevorzuge schon aus diesem Grund die aktuelle Produktion. "Curse & Chapter" ist ein starkes, abwechslungsreiches sowie mitreißendes Album, welches mit einem extrem hohen Erwartungsdruck klarkommen musste. Abschließend kann man nur sagen: "Alles richtig gemacht, meine Herren" 

Dirk

VÖ: 22.11. 2013 Nuclear Blast Records