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Overkill - Bobby "Blitz" Ellsworth - Interview im Berliner Postbahnhof - Teil 2 Interview mit Overkill im Berliner Postbahnhof

Lisa: Wie seid ihr auf den Nazareth Song "Miss Misery" gekommen?

Bobby: Das kam durch ein Nebenprojekt namens „The Cursed“. Wir spielten bluesig dunklen Rock - kein Metal und wir ersetzten Gitarren durch Saxophon. (groovig schleppender Heavy Rock, Tendenz eher Metal - Saxophon taucht 2x kurz auf - sehr abwechslungsreich - unbedingt mal checken - Anm Red.)  Daraus ergab sich eine Menge Spaß und wir nahmen das Projekt auch nicht ganz so ernst. Die Idee "The Cursed" zu gründen, entstand während eines sehr kalten und langen Winters. Ich fahre sehr gern mit dem Motorrad und seinerzeit war es aufgrund des strengen Winters in New Jersey einfach nicht möglich. Meine Frau sagte damals: "Bobby, du brauchst ein neues Hobby". Ich sagte: " Hm, vielleicht Musik". (lacht schallend los) Es wurde ernst für „The Cursed“ und wir sollten ein paar Live Shows spielen, nur hatten wir nicht genügend Songs für 1,5 Stunden. Also begannen wir ein paar Cover Songs zu spielen. Gerade Nazareth funktionierte mit meiner Stimme wirklich gut. Wir bauten die Idee aus, wobei uns der Gedanke kam, dass ein Duett mit einem Sänger, der genau wie Nazareth klingt, großartig sei. Ich engagierte kurzer Hand Mark (heute Accept), damit er den Song mit mir gemeinsam singen konnte. Es war eine sehr schöne Mischung von zwei Stimmen, die die gleichen Eigenschaften besitzen. Wenn wir getrennt singen, kann man unsere Stimmen identifizieren, aber wenn wir zusammen singen, wird daraus quasi eine dritte Einheit. Als wir damals mit den Arbeiten fertig waren, sagte ich: „Wow, das war eine wirklich großartige Idee“.

Bobby Ellsworth Postbahnhof Berlin 2014
Bobby Ellsworth Postbahnhof Berlin 2014

Lisa: Unabhängig vom "The Cursed" Projekt - hat die gemeinsame Tour mit Accept dazu geführt, dass Mark Tornillo als Gastsänger fungierte?

Bobby: Mark stammt auch aus New Jersey. Er spielte in einer Band, die bereits in den 80er Jahren einen Platten-Vertrag bekam. Sie hieß T.T. Quick und bevor sie unter Vertrag genommen wurden, waren sie eine Club Band und spielten AC/DC, Nazareth und Black Sabbath Cover-Versionen. Wir kannten Mark schon lange, bevor er bei Accept einstieg. Er ist mittlerweile ein guter Freund und es ist einfach so, dass, wenn du gute Freunde in New Jersey hast und jemand fragt dich, ob du ihm helfen kannst, dann sagst du einfach: „Wann genau brauchst du mich?“ (lacht) Gesagt, getan! Er sang dann halt auf unserer CD und dann fragte er mich, ob ich nicht auch auf einem seiner Benefiz-Konzerte singen könnte und ich sagte bloß: „Welcher Tag und um wie viel Uhr? Das ist kein Problem!“ Unsere Beziehung war nicht immer so eng, aber wir waren einander immer loyal.

Lisa: Einige Leute meinen, dass der Drumsound auf White Devil Armory sehr klinisch klingt. Wie seht ihr das?

Bobby: Wenn man so schnell spielt - das ist jetzt keine Entschuldigung - und den Klang der Drums so belässt, kommt man automatisch in Konflikt mit den Frequenzen der anderen Instrumente. Das Ergebnis klingt dann nicht prägnant, klar und knackig und würde sich einfach über die anderen Instrumente legen. Es ist eine Notwendigkeit bei höheren Geschwindigkeiten. Vermutlich haben wir uns einfach daran gewöhnt, weil das einfach die Art ist, wie Overkill klingen und mit dieser Art von Drums haben wir ja auch die letzten 6-8 Alben eingespielt. Ich denke, es passt aber zu uns.

Lisa: Themawechsel: Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, die Band aufzulösen? Wir hoffen doch nicht….

Bobby: Das ist normalerweise keine Frage für uns. Der Unterschied dieser Band im Vergleich zu vielen anderen, ist, dass bei uns die Bandmitglieder vor der eigentlichen Band kommen. Die Band kümmert sich sozusagen um sich selbst. Es ist nicht so: „Oh es geht um die Band und du musst da sein“, ganz im Gegenteil. Wenn jemand sagt: „Man, ich kann das einfach nicht schaffen, ich bin krank“ oder „Meine Familie braucht mich“ oder „Es ist momentan einfach nicht möglich“, sagen die anderen einfach: „Gibt es irgendwas, wo wir helfen können?“ Und ich finde, das als oberste Regel zu haben, ist sehr wichtig und damit funktioniert die Band ganz automatisch. Wenn die Jungs glücklich sind, bleibt die Band am Leben und darum gibt es auch keine Gespräche übers Aufhören. Ich möchte allerdings auch nicht auf der Bühne sterben oder Musik machen, bis ich im Rollstuhl sitze. Andererseits möchte ich aber auch nicht als alter Mann aufhören, der es nicht mehr schafft. Ich möchte lieber als alter Mann aufhören, der auf einem hohen Level Musik macht. Wir reden bei Overkill nicht drüber, wir machen einfach immer weiter.

Lisa: Welche Overkill Besetzung war für dich die homogenste in all den Jahren?

Bobby: Also, die momentane Besetzung ist definitiv die, die am meisten Spaß macht. Ich meine, jede Besetzung hatte ihr Positives. Die erste Besetzung war die, wodurch Overkill erst entstanden ist. Die Jungs, die damals in der Band waren, sind diejenigen, weswegen es möglich ist, dieses Interview zu führen. Damals kam die Band zuerst, nicht die Mitglieder. Darum mussten einige Mitglieder gehen. Ein Fehler! Heute ist es - wie eben schon erwähnt - umgekehrt. Du machst das als Kind, weil es cool ist. Ich erinnere mich noch ganz genau, als ich die Uni verließ, um bei Overkill einzusteigen und mein Vater zu mir sagte: „Bobby, du bist so nah dran einen Abschluss zu bekommen.“ Und ich meinte bloß „Ja, aber das hier ist Kunst!“ Und er meinte „Nein, ist es nicht. Das ist Frauen und Bier umsonst!“ (lacht). Naja, also im Grunde ist es das ja auch. (lacht) Aber es hat Spaß gemacht. Und wenn es aufhört Spaß zu machen, willst du mit diesen Leuten einfach nicht mehr zusammen sein. Aber die momentane Besetzung ist wirklich top und wir haben eine Menge Spaß. Das ist zudem auch die längste jemals dagewesene Overkill-Besetzung. Dave und Derek sind länger bei Overkill, als alle anderen Gitarristen. Ron Lipnicki ist der Schlagzeuger, der am zweitlängsten dabei ist. Und dann ist da natürlich auch D.D. und wenn man all diese Jahre zusammen packt, ist die jetzige Besetzung wirklich die großartigste.

Lisa: Hast du noch immer Kontakt zu den vorherigen Bandmitgliedern?

Bobby: Nicht regelmäßig, aber ich spreche ab und zu mit Sid (Falck), der ja auch auf ein paar CDs mitwirkte. 3 um genau zu sein. Ich habe Kontakt zu Rob Cannavino und auch Merritt Gant. (ab und zu) Zu Bobby Gustafson und Rat Skates gibt es keinen Kontakt. Sebastian Marino hat eine Produktionsfirma, von der wir all unsere USA Sachen beziehen, denn auf unseren Touren in den USA tragen wir Produktionszeugs mit uns, wie z. B. mehrere Monitore und ein paar wirklich große Lichter. Wir buchen seine Firma, weil er ein Freund ist. Also ja, zu manchen ehemaligen Bandmitgliedern habe ich noch Kontakt.

Lisa: Kommen wir zur letzten Frage: Wenn man 1980 als Gründungsjahr festlegt, dürfen wir 2015 mit einem 35 Jahre Special rechnen?

Bobby: Naja, das Gründungsjahr 1980 ist eine Angabe aus dem Internet. Es war eigentlich 1981. 1980 ist falsch und die Leute denken ständig, dass 1980 korrekt sei.

Also, ich glaube ehrlich gesagt nicht. Wir definieren uns in der Gegenwart und wollen nicht dafür bekannt sein, was wir früher einmal waren. Das ist es, worauf wir wirklich Wert legen. Es ist schön, dass Leute sagen: „Oh das war wirklich toll“, aber weißt du was? Die Gegenwart ist auch sehr toll und wenn wir uns das immer wieder ins Gedächtnis rufen, dann passiert Großartiges. Großartiges passiert immer auf einem hohen Level. Sobald man über Jubiläen spricht, sollte man auch übers Aufhören reden. Die Vergangenheit ist wirklich kein großes Ding für uns.

Ich erinnere mich noch an einen Typen von einer irischen Band namens Gama Bomb. Er erzählte mir ernsthaft über 10 Minuten lang, all die tollen Sachen, die er an Overkill mochte und was ihm in der Vergangenheit so imponierte. Also sagte ich zu ihm „Okay, jetzt brauchst du mir für den gesamten Rest der Tour nicht den Arsch zu küssen, okay?!“ (lacht). Es ist einfach egal. Ich bin hier und lebe im "jetzt" Was auf der Bühne abgeht, das ist es, worum es für mich geht. Das "heute" ist wichtig, nicht die Vergangenheit.

Um auf eure Frage zu antworten, wir haben keine konkreten Pläne für eine Jubiläums-Ausgabe. Es ist momentan auch nicht wirklich wichtig.

Lisa: Okay Bobby, das wars von unserer Seite. Vielen Dank für das Interview und viel Spaß und Erfolg auf der Tour. 



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