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The Very End - Interview mit Björn Gooßes - nach dem Rage Against Racism Festival 2015


Wenn unsere Theresa mal eben so nach Burg düst, dann kann es sich eigentlich nur um das Festival "Rage Against Racism" in Duisburg handeln. Beeindruckt vom Gig der The Very End Jungs, ergriff sie die Möglichkeit, um Björn Gooßes (Voacals) ein paar Statements abzuringen. Hier nun das Interview, in dem Optimismus, Träume und positive Energien im Vordergrund stehen.

Theresa: Ihr habt am Samstag eine super Show abgeliefert! Voller Energie und Enthusiasmus habt ihr Vollgas auf der Bühne gegeben! Erzähl doch mal bitte den Lesern von metaltalks.de, wer Ihr seid, woher Ihr kommt und was Ihr für Musik macht?!

Björn: Besten Dank! Freut mich, dass es Dir so gut gefallen hat! Live zu spielen ist natürlich die Essenz einer jeden Band, und an besagtem Wochenende stimmte einfach alles, daher kam vielleicht noch eine Extraportion Energie aus unseren verschwitzen Leibern. Diese gehören übrigens Drummer Lars, Basser Marc sowie den beiden Gitarristen Alex und René, wobei letzterer momentan durch Dennis von Final Depravity vertreten wird. Wir kommen aus dem Großraum Ruhrgebiet und seit 2008 haben wir 3 Alben auf die Menschheit losgelassen. Randvoll mit Heavymetalismus, versteht sich!

Theresa: Das Festival trug den Namen "Rage Against Racism!" Leider gab es einen kleinen Zwischenfall, als der Sänger von Varg von einem Zuschauer mit Chlor begossen wurde! Wie wichtig ist für Euch die politische Einstellung einer Band in der Metalszene? Ist eine Stellungnahme für aktuelle Geschehnisse für Euch essentiell?

Björn: Den Vorfall habe ich gar nicht mitbekommen, aber bereits davon gehört. Politische Statements in allen Ehren, aber was auch immer der Chlorwerfer damit ausdrücken wollte, das schoss klar übers Ziel hinaus. Davon abgesehen stehen wir natürlich vollends hinter der Message des Festivals. Ich kann zwar auch Musik und Politik trennen, aber wenn sich beides im Einklang befindet, ist es natürlich umso besser. Eine Band mit einer soliden Fanbase kann da sicher auch prägend sein. Heaven Shall Burn sind da bestimmt ein positives Beispiel.

Politik ist innerhalb der Band zwar insofern auch mal ein Thema, als daß wir uns natürlich auch abseits der Musik austauschen, unsere Lyrics hingegen sind eher abstrakt-persönlicher Natur. Am Ende des Tages ist das Leben allerdings zu wertvoll für jegliche Form von Hass oder Extremen, daher haben wir sehr gerne beim RAR gespielt und werden dies hoffentlich irgendwann auch nochmal tun!

Theresa: The Very End ist für einige Metalanhänger leider noch ein recht unbekannter Name! Ihr habt mit Euren bisher veröffentlichten Alben sehr gute Werke in die Death/Thrash Metal Szene geworfen. Wann erfreuen wir uns wieder an einer neuen Platte? Wo wollt Ihr als Band hin? Was sind Eure weiteren Ziele?

Björn: Da ist in der Tat noch Luft nach oben... Wir hatten z.B. auch nach 10 Jahres Bandbestehens bisher leider noch nicht die Möglichkeit, eine „richtige Tour“ zu spielen. Von unseriösen oder völlig sinnbefreiten Offerten mal abgesehen. Bisher waren wir nur einmal für 9 Dates am Stück quer durch die Republik unterwegs, und eine Handvoll Shows in den Niederlanden war ebenfalls im Laufe der Jahre dabei. Ansonsten beschränken sich unsere Liveshows in Ermangelung eines fähigen Bookers auf Deutschland, was wir sehr gerne ändern möchten! Motivierte Booker können uns also gerne kontaktieren! In Zeiten von Streamingdiensten und verschwindend kleinen Promobudgets werden Liveshows natürlich immer wichtiger, und wir sind heiß drauf, mehr internationale Luft zu schnuppern.

Als ewiger Optimist kann ich sagen, daß sich das im Rahmen des nächsten Albums hoffentlich zum Positiven wandeln wird. Ein neues Album wird aber leider noch etwas auf sich warten lassen müssen. Seit einiger Zeit müssen wir zwangsweise auf unseren Hauptsongwriter René verzichten. Morsche Knochen und wilde Gitarrenriffs sind halt nicht immer miteinander vereinbar. Aber er kämpft sich zurück ins Bandgeschehen und dann nimmt das Songwriting auch wieder Fahrt auf. Wir peilen jedenfalls 2016 an und haben diverse offene Songbaustellen, an denen gearbeitet wird. Als langfristiges Ziel hoffen wir natürlich ein Level zu erreichen, auf dem man eine ansehnliche und treue Fanbase hat, weiterhin regelmäßig Shows und Festivals sowie vereinzelte Touren als Support für renommierte Acts spielt, aber eben auch international, gerne auch mal außerhalb Europas. Von der Musik leben zu wollen, käme keinem von uns in den Sinn. Dazu ist das Musikgeschäft zu labil und die Chance zu groß, daß die Leidenschaft am Erfolgsdruck zerbräche. Zumindest würden wir nicht von der Band abhängig sein wollen. Die Freiheit, die wir uns muskalisch bei The Very End schon immer genommen haben, wollen wir auch in anderen Bereichen des Bandlebens aufrechterhalten.

Theresa: Du hast während der Show gesagt, dass Ihr mit ganzem Herzen eine Ruhrpott Band seid. Euer Zusammenspiel auf der Bühne und der damit verbundene Spaß ergreift jeden Zuschauer! Wie wichtig ist Dir der Zusammenhalt innerhalb der Band? Wie löst Ihr eventuelle Uneinigkeiten?

Björn: Am Einfachsten wäre es, wenn alle immer erkennen würden, dass ich im Recht bin haha...! Nein, im Ernst, wir sind im Grunde ne demokratische Band, vor allem im Songwriting. Aber bei manchen Dingen verderben zu viele Köche schlichtweg den Brei. Es bringt ja z.B. nix, wenn alle 5 Bandmitglieder gleichzeitig auch Ansprechpartner fürs Label sind oder sowas. Da gibt es schon sinnvolle Arbeitsteilungen und dementsprechend verteilte Kompetenzen und von einzelnen gefällte Entscheidungen. Sowas setzt natürlich ein gewisses Maß an Vertrauen untereinander voraus, und das ist uns auch wichtig. Sicherlich kann man auch gemeinsam eine Band betreiben, wenn man sich nicht ausstehen kann, der Idealfall sieht aber dann doch wohl anders aus. Wir hängen jetzt zwar nicht abseits des Bandlebens ständig miteinander ab, aber das liegt meist daran, dass es gar nicht so viele Möglichkeiten dazu gibt, da wir alle einfach recht busy sind – 3 von uns sind z.B. selbständig. Letztendlich bezeichnen wir uns auf jeden Fall als Freunde und ich denke, nur wenn die Chemie untereinander stimmt, kann die Leidenschaft bewahrt werden. Gerade, wenn neben Zeit und Herzblut auch mehr Geld in so eine Band investiert wird, als man einnimmt. Wir sind also auch durchaus neben dem Proberaum füreinander da, wenns einem mal scheiße geht.

Auch, was unseren Aushilfsgitarristen Dennis angeht, so könnte die Chemie nicht besser sein. Und wenn mich mein Optimismus nicht im Stich läßt und zum nächsten Album auch mal ne richtige Europatour ansteht, kann man's zwei Wochen in einem Tourbus eingepfercht auch gar nicht aushalten, wenn man keinen Zusammenhalt hat. Obwohl, ein paar richtig stinkende Socken im Nightliner können vielleicht auch den stärksten Bandspirit ins Jenseits befördern...

Theresa: Auch Du/Ihr habt wahrscheinlich diesen einen großen Wunsch! Mit wem wolltest du schon immer einmal zusammen arbeiten, wer inspiriert Dich/Euch, wer hat dich zu dem gemacht, was Du bist und wem wolltest du für all das schon immer mal danken?

Björn: Puh, das ist gar nicht so leicht zu beantworten. (Sind ja auch gleich 4 Fragen! Anm. Red.) Zumindest kann ich das nur für mich und nicht wirklich stellvertretend für The Very End beantworten. Natürlich hätte ich nichts dagegen, mal mit Leuten wie Colin Richardson oder Rick Rubin zusammenzuarbeiten. Genauso, wie ne Show für Metallica oder anderen alten Hasen zu eröffnen. Ne Welttournee wäre auch nicht verkehrt. Aber trotz aller Träume sind wir Realisten. Nichtsdestotrotz haben wir schon mit einer Koryphäe wie Waldemar Sorychta zwei Alben aufgenommen und sind bei einem Label unter Vertrag, was im Laufe der Zeit Weltklassebands wie Motörhead, Type O Negative und unzählige andere großartige Acts unter seinen Fittichen hatte. Und zum Realismus gehört auch, anzuerkennen, daß man von weitaus mehr Dingen inspiriert und geprägt worden ist, als man es vielleicht möchte. Denn nicht nur die positiven Erlebnisse oder Lebenssituationen prägen einen. Oft entstehen große Werke aufgrund tragischer Geschichten. Wobei ich für meinen Teil eigentlich ein relativ glücklicher Mensch bin, solange die vier Hauptpfeiler Familie (Zu der ich neben der biologischen Familie und der Bandfamilie natürlich auch meine Lebensgefährtin zähle, die desöfteren mit der Band unterwegs ist), Kunst (Neben The Very End bin ich ja mit Killustrations hauptberuflicher Artworker), Gesundheit & Freiheit halbwegs stabil sind. Den Menschen, die mich umgeben, gebührt auf jeden Fall ein Dank, aber dieser zeigt sich auch in kleinen persönlichen Gesten, nicht zwangsläufig in einem „Ich möchte noch schnell meine Tante Hilde grüßen“ in einer TV-Show – oder einem Interview für ein Metal Magazin. Dennoch möchte ich Dir, Theresa, dafür danken, daß Du The Very End etwas Zeit und ein paar Fragen gewidmet hast.

metaltalks.de: Wir danken ebenso und wünschen The Very End für die kommenden Jahre viele gute Ideen und natürlich auch Erfolg.


 

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