Der guten Laune folgend, konnte es an diesem Abend nur einen Ort geben, an den es einen verschlug, wollte man zufriedene Gesichter sehen, Metal konsumieren und dabei gleichzeitig großartige Melodien hören. Zwar spielten an diesem Abend auch Battle Beast im Berliner K17, doch wer will sich schon Sonata Arctica und die überaus freundlichen Jungs von Freedom Call entgehen lassen? Wir nicht und darum landeten wir schließlich und endlich im Postbahnhof zu Berlin.
Twilight Force sollten den mäßig gefüllten Postbahnhof vorheizen und kletterten demzufolge als erste Band auf die Stage. Wir sind ehrlich, bis dato hatten wir keine Ahnung, wer die Jungs überhaupt sind. Rein optisch machten die Herren aus Schweden den Eindruck, als seien sie die Gefährten auf dem Weg nach "alberner Spaß". Wie dem auch sei, sie zogen ihre Sache respektabel durch, doch irgendwie wollte der Funke nicht so recht auf die wenigen Nasen vor der Bühne überspringen, und das obwohl mit den angereisten Freedom Call und Sonata Fans ein recht aufgeschlossenes Publikum in front of stage stand. Twilight Force gehören zu den Bands, die es sich aufgrund ihres Gesangs nicht unbedingt leicht machen, denn dieser klingt nicht nur live echt gewöhnungsbedürftig, nein - auch auf der CD könnten die Töne durchaus punktgenauer sitzen. Interessant ist diese Art des - sagen wir mal - Mittelalter Melodic Metals allemal. Zur Information: Die Band Twilight Force gründete sich im Jahr 2011 & hat bisher ein Studioalbum und zwei Singles veröffentlicht. Eine der beiden Singles erschien im April 2015 über Black Lodge Records und ist auch auf dem Album "Tales Of Ancient Prophecies" (2014) zu hören.
Freedom Call erklommen als zweite Band des Abends die Bretter des Postbahnhofs. Und siehe da, es wurde voller und der Stimmungsfaktor stieg auf ein beachtliches Maß. Hätten wir in der Tat nicht für möglich gehalten, dass Chris und sein glückliches Gefolge für derartig gute Stimmung in der Hautstadt der steifen Hüften sorgen können. Respekt, meine Herren! Es wurde lauthals mitgesungen, und zwar textsicher, die Flossen waren permanent oben und nur ein echter Grießgram konnte dem Ganzen nichts abgewinnen. Neun Songs standen für diesen Abend auf der Liste. Neun Songs, die allesamt der Stimmung keinen Abbruch taten. Langsam fragten wir uns, ob die Finnen von Sonata Arctica noch einen oben drauf setzten können, während Freedom Call einen Happy Metal Kracher nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelten. Was ist diese Band freundlich und sympathisch, nicht zu fassen. Ähnlich wie Sonata, stand der Gig der Nürnberger ganz im Zeichen vergangener Tage. Das Album "Eternity", ursprünglich 2002 veröffentlicht, erschien kürzlich via Steamhammer - SPV als limitierte Neuveröffentlichung. So war es auch nicht verwunderlich, dass ein Großteil der dargebotenen Songs eben von diesem Album stammt. Großartige Show!
Es folgte eine intensive Umbaupause, bei der üblicherweise das Sonata-Drum-Kit auf die linke Seite der Bühne wandert. Das Päusgen zog sich wirklich elendig lange hin, aber dann war es endlich soweit. Das letzte Mal haben wir Sonata Arctica während ihrer Tour zum aktuellen Album "Pariah’s Child" im April 2014 gesehen. Fast genau ein Jahr später machten sie abermals ihre Aufwartung in Berlin, um dem kürzlich komplett neu eingespielten Werk "Ecliptica", das über Nuclear Bast Records veröffentlicht wurde, die notwendige Unterstützung auf dem Live-Sektor zu geben. Im C-Club bewiesen die Melodic Metaller aus dem Land der tausend Seen, dass sie eine wirklich extrem gute Live Band geworden sind. Allerdings war die Auswahl der Songs auch überwiegend vom neuen Album bzw. spielten Sonata die Gassenhauer, die sie ohnehin regelmäßig live performten. Die Spannung war also groß, während unsere Erwartung nicht all zu hoch war, denn das, was Sonata Arctica auf dem "neuen Ecliptica" Album ablieferten, ergab nur eine Schlussfolgerung: kalten Kaffee wärmt man nicht auf! Hoffentlich bleibt das mächtige "Silence" von diesem Unfug unberührt.
Es kam wie es kommen musste, Sonata wirkten nicht so harmonisch wie vor einem Jahr. Der Sound kam sehr isoliert aus den Boxen, während Tony Kakko - trotz seiner angeschlagenen Stimme - einen fantastischen Job ablieferte. Vielleicht ist seine Stimme nicht jedermanns Sache, aber er gehört zu den Live-Sängern, die das auf der Bühne zu leisten in der Lage sind, was sie zuvor im Studio eingesungen haben. Vor einem Jahr gab Tony zu Protokoll, dass er die alten Dinge zwar mag, aber definitiv nicht mehr in dieser Form auf einem der neuen Alben haben möchte. Er habe sich weiterentwickelt und würde zu gern nur noch die anspruchsvolleren Dinge singen. Leider hört man das und irgendwie hat es auf die ganze Band abgefärbt. Gerade die Songs vom "Ecliptica" Album kamen zusammengesetzt rüber, wobei das viel zu laute Schlagzeug den Rest abgetötet hat. Nicht falsch verstehen, Sonata sind eine Band, die Perfektion liebt und auch bringen kann. Gemessen daran, war der 7. Mai 2015 zwar gut, aber eben nicht das, was man sonst von den Finnen gewohnt ist. Ja, es ist kleinlich und meckern auf hohem Niveau, aber sind wir doch mal ganz ehrlich, gerade die "Ecliptica" Sachen haben es doch nicht gerissen, oder? Nostalgie hin, Verehrung her, das war nicht der Weisheit letzter Schluss. Dafür hat das neuere Material um so mehr gezündet und siehe da, im Zugabeteil sind Sonata über sich hinausgeschossen und haben ein "Wolves Die Young" zelebriert, wie es besser nicht hätte sein können.
Fazit: Live sind Sonata im Melodic Metal Genre ganz oben anzusiedeln, Tony's Gesang sowieso, aber alten Kaffee, den sollten sie nun wirklich nicht mehr aufwärmen. Möglicherweise hat in Berlin der Sound nicht mitgespielt und vielleicht haben sich Sonata in 2-3 Gigs endlich so eingespielt, sodass sie die Fans in Japan vollends überzeugen können. Die Idee, das alte Album neu einzuspielen, kam ohnehin "nur" von der japanischen Plattenfirma der Jungs. Apropos Japan: wie der Zufall es wollte, haben wir Sonata Arctica kurz vor dem Abflug nach Tokio auf dem Berliner Flughafen Tegel erwischt.
Lisa & Dirk
Legenden, Helden, Vorbilder. Schon Genrationen vor uns feierten die "gefährlichste" Band der Welt. Mit ihren Skandalen, Drogen & Alkoholkonsumen machten GUNS' N ROSES nicht nur Schlagzeilen, sie wurden durch ihre Musik zu einer Art aggressivem Kult der 80er und 90er Jahre. Wer in dieser Zeit aufgewachsen ist, die Band vllt. das ein oder andere Mal live sah, weiß sicherlich, wovon ich spreche.
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