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Live Review - Cradle of Filth, Behemoth, In Solitude, Inquisition, Svarttjern - 01.03.2014 Postbahnhof Berlin

Der ein oder andere Berliner wird sich am 1.3.2014 gewundert haben, warum das Angrillen im Park oder der nachmittägliche Spaziergang durch die Parks der Stadt, von der abrupt eintretenden Dunkelheit, so unerwartet unterbrochen wurde. Denjenigen, die von dieser spontanen Sonnenfinsternis überrascht wurden, sei gesagt, dass es dafür nur eine Erklärung geben kann: BEHEMOTH und CRADLE OF FILTH sind in der Stadt und haben ihre dunklen Schergen namens SVARTTJERN, INQUISITION und IN SOLITUDE vor den Tross der Finsternis geschnallt, um die Hauptstadt zu erobern.

Als Opener der dunklen Messe standen SVARTTJERN auf dem Programm. Die aus dem Wohnzimmer des Blackmetals stammenden Norweger hatten sich wohl nicht vorgenommen, auf dieser letzten Tourshow Gefangene zu machen, denn mit einem ordentlich ausgestatteten Sound wurde die untergehende Sonne in Berlin pechschwarz angemalt. Mit dem Standardrepertoir eines True-Norwegian-Black-Metal-Maniacs, heißt sorgfältig aufgetragenes Corpse-Paint, Stachelarmbänder für die ein Waffenschein nötig wäre und reichlich Blut, verbreitete das Quintett bereits in den ersten Minuten, dieses harmonischen Metalabends, Angst und Schrecken.

Im Anschluss enterten INQUISITION Lucifers Altar und als das Duo der metalischen Anhängerschaft die ersten Black Metal Töne um die Ohren katapultierte, suchte man vergebens die restlichen Musiker der Band. Fehlanzeige! INQUISITION mähten tatsächlich zu zweit den Postbahnhof nieder, wirkten dabei aber eher wie ein Quartett der ungemütlicheren Art. Ein super Auftritt zweier authentischer Black Metal Bands, die durchaus Lust auf mehr machten und den Musikfreunden der härteren Gangart durchaus ein fieses Grinsen ins Gesicht schnitten. Zu dem schwedischen Heavy Metal Export IN SOLITUDE können wir leider nicht viel sagen, da wir die sie lediglich als Hintergrundmusik, während unseres Interviews mit Inferno, zu hören bekamen. Traut man jedoch den Luft-Drum-Einlagen des Behemoth-Trommlers, lohnt es sich durchaus eine Show des Schweden-Fünfers zu besuchen. Doch was nun folgen sollte, stellte alles an diesem Abend in einen düsteren Schatten. Behemoth waren an der Reihe und ob Marco den Tag des jüngsten Gerichts heil überstanden hat, werden wir jetzt erfahren.

"Blow Your Trumpets Gabriel"!!! Behemoth aus Danzig sind auch 2014 eine Macht! Mit beeindruckender Leichtigkeit schaffen es die Polen, um Mastermind Adam „Nergal“ Darski, den Postbahnhof in Berlin, am frühen Abend des ersten März 2014, in den Vorhof der Hölle zu verwandeln. Schon während die Bühne für den Act vorbereitet wird, spürt man, dass da gleich etwas ganz Großes, Dunkles auf uns herniederregnen wird. Mit akribischer Präzision baut die Crew das Set auf, das neben einem imposanten Drumkit und zwei kleinen Emporen, aus sehr geschmackvollen Deko-Elementen, in okkulter Optik, diversen Feuerschalen und überdimensionalen Trockennebelmaschinen und Flammenwerfern besteht. Bedenken, dass das alles auf so einer kleinen Bühne funktioniert, werden sich im Laufe des Abends in Luft auflösen... Gegen 19.30 Uhr ist es dann soweit. Das phänomenale Intro zu „Blow Your Trumpets Gabriel“ ertönt, die Bühne hat sich inzwischen in einen schwarzen Höllenschlund verwandelt und Nergal betritt Fakel tragend, bekleidet mit Mantel und Kapuze, die Stage und beginnt kurz darauf seine Hasstiraden verbal ins anwesende Volk zu prügeln. Dass da Profis auf und hinter der Bühne am werkeln sind, ist jedem Anwesenden nach den ersten Takten klar. Die Beleuchter sorgen für die passende Atmosphäre mit einer dezenten aber sehr stimmigen Ausleuchtung der Stage und der Sound kommt so dermaßen druckvoll & sauber aus der PA, dass einem die Kinnlade nach unten klappt! Über die spielerische Perfektion der sehr gut eingespielten Band, muss an dieser Stelle nicht weiter philosophiert werden. Die technische Wucht, die einem den Brustkorb maltretiert, wenn man, so wie ich, unmittelbar vor der Bühne stehend, den Klängen lauscht, ist schon sehr beeindruckend! Großes Lob an den Soundmann! Schön zu sehen ist auch, dass es sich bei Behemoth (mittlerweile ca. 10 Jahre konstante Besetzung), um eine „richtige“ Band handelt und es kein Projekt eines Egomanen ist, der beliebig seine Mitmusiker austauscht, wenn ihm danach ist.

Als zweiter Song wird „Ora Pro Nobis Lucifer“ performt, der die schwarze Messe weiterführt. Es folgen „Conquer All“, „Decade Of Therion“ und „As Above So Below“, bei deren Darbietung erstmals die Feuersäulen vor der Bühne in die Höhe schnellen und die Protagonisten auf der Stage noch brutaler wirken lassen. Nergal (immer noch verhüllt) zieht zwar permanent alle Blicke auf sich, aber da oben stehen auch noch Seth (Patryk D. Sztyber) an der zweiten Klampfe und Orion (Tomasz Wroblewski) am Bass. Die Beiden sehen aus wie entlaufende Orks aus Tolkiens Saga und haben jeder für sich eine Bühnenpräsenz, die sich so mancher Sänger von anderen Bands wünschen würde. Das Gesamtbild passt einfach, meine Damen und Herren! Kein Kapitel der Bandgeschichte wird an diesem Abend ausgelassen. „Slaves Shall Serve“, „Hidden in a Fog“ und „ Furor Divinus“ folgen und sorgen in den ersten Reihen für Begeisterungsstürme. Ich bin mir inzwischen sicher, dass in der Hölle definitiv mit polnischem Akzent gesprochen wird! Adam Darski (der in seinem Heimatland Promi-Status genießt) und seine Mitstreiter haben jedenfalls reichlich Fans jenseits der Oder in den Postbahnhof gezogen, die in den ersten Reihen textsicher fast jeden Song lauthals „mitsingen“! Weiter geht es mit „Christians to the Lions“, das von einem unheilvollem Intro eingeleitet wird und dann in infernalisches Geballer übergeht (Sagenhaftes Drumming von „Inferno“ Zbigniew Robert Prominski, der kurz vor dem Auftritt von metaltalks.de interviewt wurde). Ein feiner Midtempokracher, „Ov Fire and the Void“ wird uns danach kredenzt, bevor es mit aktuellem Material und zwar dem Titelsong des aktuellen Überwerks „The Satanist“, weitergeht. Das 2014er Album soll aber an anderer Stelle besprochen werden, nur soviel dazu, keine andere Band im avantgardistischen Death Metal kann derzeit den Danzigern um Hr. Darski das Wasser reichen. Weder in technischer noch in kompositorischer Hinsicht! Selten ist eine Behemoth-Veröffentlichung ausgereifter, organischer und lebendiger aus den Boxen gedonnert. Punkt! Keine Diskussion! Nun folgt mit „Alas, Lord Is Upon Me“ mein persönlicher Lieblingssong (fantastischer Videoclip zum Song auf Youtube), der auch an diesem Abend die letzten Reserven der geneigten Zuhörerschaft mobilisiert. Es folgen „At The Left Hand Ov God“ und der 2000er Hit „Chant For Eschaton“, der mir mit seinem extrem geilen, gedoppelten Gesang immer wieder auf´s Neue das Blut in den Adern gefrieren lässt! Damit endet auch der reguläre Gig und die Beleuchtung wird heruntergefahren.

Die polnischen Gäste um mich herum fordern die Zugabe (allerdings in ihrer Muttersprache / hab nur polnisch verstanden .... ) und die lässt nicht lange auf sich warten. Die ersten Takte von „O Father, O Satan, O Sun" ertönen und die ersten Reihen des gut gefüllten Postbahnhofes gehen völlig steil! Die Musiker kommen erhaben und langsamen Schrittes mit Hörnermasken zurück an ihre Wirkungsstätte und spielen fast regungslos den letzten Song des Abends herunter. Dieser ist zwar noch recht jung und für Behemoth–Verhältnisse eher ungewöhnlich, wird aber mit großer Sicherheit ein fester Bestandteil der zukünftigen Liveaktivitäten der Polen sein. Mir gefällt die derzeitige Ausrichtung der Band und ich denke, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz allein im Wald stehe! Der stoische Rhythmus des Rausschmeißers und die beschwörenden Vocals von Adam, bilden das Ende einer fulminanten Show. Die Nebelmaschinen werden zum Abschluss noch einmal bis zum Anschlag aufgedreht, durch die Trockennebelsäulen, die aus dem Boden schießen, ist mir schlagartig eiskalt, die Sicht zur Bühne ist versperrt und „O Father , O Satan , O Sun“ ist in den letzten Takten als der Rauch sich plötzlich auflöst, die Musik verstummt und die Band, wie vom Erdboden verschluckt, nicht mehr zu sehen ist. Sehr cooler Abgang, meine Herren! (im wahrsten Sinne des Wortes !) Adam Michal „Nergal“ Darski ist ein Freidenker. Sicherlich kein einfacher Zeitgenosse - ein Meister der Provokation. Aber was er aus Behemoth in den letzten 20 Jahren gemacht hat, ist schon bemerkenswert.

Bei dieser fulminanten Headliner-Show der Polen lag es förmlich auf der Hand, dass es für CRADLE OF FILTH schwer wird, dies zu toppen. Die Engländer schlugen mit einer soliden, aber durchaus atmosphärischen Bühnenshow in Berlin auf, die von ebenso atmosphärischen Videoimpressionen begleitet wurde. Mit den ersten Schreien von Dani Filth erzitterten die Glasfassaden der nicht weit entfernten O2-World ehrfürchtig, während die Musik von CRADLE OF FILTH im Postbahnhof für viele Headbanger Anlass genug war, um zum Propeller anzusetzen. Dennoch hatte man das Gefühl, dass Behemoth der Headliner der schwarzen Herzen war, denn das Feld hatte sich merklich gelichtet. So wirkten die Animationsversuche von Dani Filth oftmals etwas verzweifelt und es blieb bei einem soliden, jedoch keineswegs herausragenden Auftritt der britischen Metal-Legende, die man auf einen ihrer unzähligen Auftritte sicherlich besser in Erinnerung hatte. Den Fans der düsteren musischen Machart wurde dennoch ein fettes Package an Bands geliefert, die für einen unvergessenen Abend sorgten und uns selbst noch beim Schreiben dieses Reviews eine Gänsehaut über die Kadaver jagten. 

Marco & Robby 

 

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