Boys are back in town, passender könnte man ein Live Review der Black Star Riders kaum einläuten, wenn es nicht schon so abgedroschen wäre. Als die Black Star Riders 2012 ins Leben gerufen wurden, wollten sich Ricky Warwick, Scott Gorham usw. eigentlich des Thin Lizzy-Lorbeerkranzes erwehren. Musikalisch ist ihnen das auch gelungen, denn ihre beiden Outputs "All Hell Breaks Loose" (2013) und "The Killer Instinct" (2015) sind zwei absolut empfehlenswerte Classic Rock Alben geworden, die auch ohne Thin Lizzy-Banner Beachtung fanden.
Doch der 22.11.2015 hatte noch eine Überraschung parat. The Weyers aus der Schweiz, die Live noch eine ganze Ecke besser rüberkommen als auf ihrem Silberling, lockerten den festen Stand der angereisten Classic Rock-Gandalf-Fraktion gewaltig. Ich möchte jetzt nicht unken, da auf meinem Haupt schon lange ein Hubschrauber landen kann, aber wenn der Veranstalter an diesem Abend die Dritten als Zahlungsmittel akzeptiert hätte, dann wären wohl alle kostenlos reingekommen. Asche auf mein Haupt, aber Spaß muss sein.
Wie ich es schon direkt nach dem Konzert verlauten ließ, haben The Weyers, also die Brüder Weyermann, mit einem Schlagzeug, 'ner Gitarre, die bei Bedarf umgestimmt wurde und einer Loop- bzw. Sample-Maschine den Laden ordentlich vorgeheizt. Wir standen da wie die Ölgötzen, mit einer Mine, die klar zum Ausdruck brachte, dass wir uns begeistern lassen möchten und die beiden Herren auf der Bühne dies wohl nicht schaffen würden. Und wie sie es geschafft haben! Es dauerten nicht lange, da fing der Mob an zu wippen. Mit "Big Mouth" (Track 8 vom 2013er Album) ging es in die erste Runde und schon folgte ein mächtiger Rocksong, den man erst einmal schreiben muss. Die Rede ist von "Julia". Ein Melancholischer Track, dessen tiefgreifende Genialität ich erst ein paar Tage später entschlüsselte, und zwar beim hören der CD. Wo Julia auftaucht, ist Romeo nicht weit. Dass es hier um unerfüllte Liebe geht, versteht sich von selbst - genial umgesetzt!
Vor der Bühne wurde es langsam enger, kein Wunder, denn Song für Song begriffen die Anwesenden, dass The Weyers nicht ohne Grund vor den Black Star Riders spielten. Auch wenn mir die Songs an diesem Abend noch nicht bekannt waren, spürte ich, dass das puristische Material ein gewisses Etwas in sich trug. Super Einstand! Für alle Statisten - hier die Setlist des Abends: Big Mouth, Julia, Time Waits, Changeling, The Heart Of All Things (im Übrigen ebenfalls ein absolut genialer Song), The Kid, Rock'n'Roll & Beep Beep Beep.
Alles runter von der Bühne! Ein Befreiungsschlag für die kleine Stage im Berliner Frannz! Ich liebe diese Abende, an denen die Vorband ganze Arbeit geleistet hat und man sich voller Vorfreude dem Headliner hingeben kann, der - in gemütlicher Clubatmosphäre und zum Greifen nah - erwartungsgemäß und standesgemäß begrüßt wurde. Normalerweise müsste der Club voll sein - bis zum Anschlag, doch irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass es noch ein paar Nasen weniger waren, als vor 2 Jahren im Berliner Postbahnhof. An der Musik kann es einfach nicht liegen, dafür sind die beiden Alben der Riders letztlich zu gut. Die Fans störte es freilich nicht, im Gegenteil, man hatte ausreichend Platz und konnte den Abend genießen. Mit "Bloodshoot" vom Debüt starteten die Riders ihren Gig. Die Stimmung ging direkt von 0 auf 100, während "Jailbreak" vom gleichnamigen 76er Kultklassiker das erste Mal an die Thin Lizzy-Glocke schlug. Es kam wie es kommen musste, denn die Black Star Riders wurden von der ersten bis zur letzten Minute abgefeiert. Eine kleine aber treue Fangemeinde, die jede Note zu schätzen wusste und den Mix aus BSR und Thin Lizzy Songs förmlich in sich aufsaugte. Ob Damon Johnson an der Gitarre, der wieder einmal einen fantastischen Job ablieferte, Scott Gorham, der ein ums andere Mal wie der Gandalf der Rock Musik wirkte, oder der bestens aufgelegte Ricky Warwick, professioneller und sympathischer kann man sich nicht durch eine Setlist spielen, die nicht nur durch alte Thin Lizzy Klassiker vom aller Feinsten war. Eine schreckliche nette Rockband, so könnte man sie bezeichnen, wollte man den Riders einen Phänotyp andichten. Es waren sich alle einig, dieser Abend hätte kein Ende nötig gehabt. Mit "Killer Instinct", "Rosalie" und "Whiskey In The Jar" fand der Abend seinen Höhepunkt. Schauen wir mal, wie viele Jahre das noch so geht. So denn, bis zum hoffentlich nächsten Mal.
Dirk
Legenden, Helden, Vorbilder. Schon Genrationen vor uns feierten die "gefährlichste" Band der Welt. Mit ihren Skandalen, Drogen & Alkoholkonsumen machten GUNS' N ROSES nicht nur Schlagzeilen, sie wurden durch ihre Musik zu einer Art aggressivem Kult der 80er und 90er Jahre. Wer in dieser Zeit aufgewachsen ist, die Band vllt. das ein oder andere Mal live sah, weiß sicherlich, wovon ich spreche.
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