Diejenigen, denen Party-Deathcore am Allerwertesten vorbei geht, werden wohl eher nicht auf die neue Scheibe "Guilty Pleasure" von Attila zurückgreifen. Liebhaber eines mit etlichen Breakdowns gewürzten Metalcore-Eintopfs dürfte der am Freitag erscheinende Silberling wohl eher den Moshstiefel anziehen und die Gläser klingen lassen.
Die US-Party-Mosher schmeißen bereits ihr sechstes Album auf den Markt und meinen selbst von sich, damit auch ihr bestes Machwerk vollbracht zu haben. Ob dem wirklich so ist oder "Guilty Pleasure" höchstens eine musikalische Untermalung für einen halbsoliden Kindergeburtstag bietet, soll nun geklärt werden.
Aber erstmal springen wir zurück in das Jahr 2010, in dem Attila ihren Dauerbrenner "Rage" auf nahezu jeder vernünftigen Deathcore-Party etablierten. Und genau an diesem Werk müssen sich die Amis eben auch mit ihrem neuen Rundling messen lassen, denn "Rage" schlug zumindestens eine Brücke zwischen Deathcore und Feierei. Auf "Guilty Pleasure" scheint letztere allerdings zu überwiegen. Wo bleiben die abgrundtiefen Growls von Röhre Chris Fronzak und wo die richtig harten Breakdowns, die einem die Plomben aus den Backenzähnen hauen? Sucht man nach diesen Zutaten im Attila-Gewürzstübchen, enttäuschen die ersten fünf Songs wohl eher. Diese kommen eher schneller, punkiger und thrashiger um die Ecke und es wird versucht, Riffs in die Songstrukturen zu pressen, die aber auch beim besten Willen nicht zusammengehören. Erst mit "Proving Grounds" wird der Dampfhammer rausgeholt und dieser reagiert sich volle 3:30 Minuten an den Bassboxen der Heimanlage ab. Tiefe Growls, scheppernde Breakdowns, so kennt man Attila. Und genauso fies hauen "Break My Addiction" und "Horsepig" auf den Schlamm. Mit diesen beiden Songs gelingt es dem Ami-Quintett tatsächlich mal den Moshpit in die Wohnstube zu teleportieren. Dies klingt zwar teilweise sehr Emmure-lastig, aber warum soll das Rad denn auch immer neu erfunden werden?! Als ob "Proving Grounds" den Stöpsel für gutes Liedgut auf "Guilty Pleasure" gezogen hat, dribbelt auch "Dirty Dirty" sehr kräftig auf. Auch wenn der laut herausgeschriene Wunsch - nach den beiden sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau - nicht so recht zur musikalischen Untermalung passen will, fetzt der Song irgendwie. "The Cure" schließt den zweiten Teil nun gebührend ab und lässt die verhunzte erste Hälfte des Albums fast vergessen. Sowie hier als auch in "Dirty Dirty" gilt jedoch wieder: Soli haben in Attilas Songs einfach nix zu suchen!!!
"Guilty Pleasure" ist definitiv nicht das schlechteste Werk der Party-Deathcore-Helden aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Jedoch müssen sich die jungen Herren meiner Meinung nach - wie eingangs erwähnt - an "Rage" messen lassen. Nimmt man diese Scheibe nun zum Maßstab, kann man die erste halbe Portion des Albums getrost in den gelben Sack wuchten. Die zweite Halbzeit kommt dann schon nahe an die Messlatte heran und vermittelt nicht nur laue Kindergeburtstagsstimmung, sondern dürfte die Metal- und Deathcorefraktion da draußen ordentlich am Rad drehen lassen. Deshalb leider nur 5/10 Tal(k)ern.
Robby
VÖ: 28.11.2014 über Razor & Tie
Tracklist
Brother Firetribe können es einfach nicht lassen, der Welt von Zeit zu Zeit ein 80er Hard Rock-Album zu kredenzen. Ob radiotauglicher AOR oder weichgespülter Hard Rock, beide Bezeichnungen greifen hier wohl direkt in Zentrum der Wahrheit.
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