Vor dem Hintergrund, dass Fear Factory auf dem Live-Sektor, zumindest was Herrn Burton C. Bell betrifft, gegenwärtig niemandem die Wurst vom Brot ziehen, scheint die Konserve momentan die einzige Alternative zu sein, wollte man alte Klassiker fehlerfrei hören.
Doch wie tönt das neue Material? Fear Factory sind dafür bekannt, schon immer aller Register gezogen zu haben, wenn's um technische Hilfsmittel ging. Drum schere ich mich weder um Trigger und erst recht nicht um Overdubs und Spurdopplung. Ich erwarte eine eiskaltes Album, das mit allen Wassern der Studiotechnik gewaschen ist und vor allem mit Burtons charismatischen Clear-Vocals überzeugt. Ich möchte eingängige Melodien hören, die direkt im Anschluss aufs Massivste in Grund und Boden gekeift werden, dabei soll mir der perfekteste Studiodrum-Sound die Zirbeldrüse aus dem Schädel meißeln! Punkt!
Fear Factory erfüllen diese Kriterien fast in allen Belangen. Der Sound ist eiskalt und lässt dem geneigten Fan das Blut in den Adern gefrieren. Weit und breit keine menschliches Seele ins Sicht. Alles tot, kein Leben - nur digitale Brutalität. Breitbeiniges Platinen-Gemetzel der Marke Angstfabrik. Verdammt nochmal, ich liebe dieses messerscharfe Vernichtungskommando aus Los Angeles. Auf der Suche nach eingängigen Melodien wird es schon schwerer, hier schafft selbst der dritte Durchlauf keine Abhilfe. Und doch habe ich das Gefühl, den ein oder anderen Leckerbissen entdeckt zu haben.
Noch einmal von vorn, Lautstärkeregler hoch, Kopfhörer auf - Play! Der Wunsch nach einem Plattenspieler in Verbindung mit einem stinknormalen Verstärker rutscht angesichts dieser analogverachtenden Kompositionen in weite Ferne. Macht's laut, vergesst die Live-Performances des Sängers und ihr werdet mir sicherlich zustimmen, dass 7 von 10 Zählern mindestens angesetzt werden müssen. Das sind unweigerlich Fear Factory anno 2015. Das ist definitiv der Sound, mit dem sie groß geworden sind und der sie zu einer der einzigartigsten Bands macht auf diesem verrotteten Planeten macht. Natürlich hat man das Gefühl, einige Passagen schon einmal gehört zu haben, doch kann ich sie im Augenblick des Erlebens nicht näher definieren und darum ist's wohl auch nicht so dramatisch. Anspieltipp: "Regenerate"! Yeah, so will ich das zum Teufel nochmal hören. "Genexus" ist vielleicht nicht das beste Album von Fear Factory, doch wer der Jungs mag, sie möglicherweise auch schon in seiner Jungend mochte, der kann sich das Album bedenkenlos ins Regal stellen.
Fear Dirktory
7/10 Talkern
VÖ: 7.8.2015 Label: Nuclear Blast
Amalie Bruun ist Myrkur! Ein wenig erinnert mich diese Musik an Marie - Choeur Grégorien de Paris, einem Projekt, bei dem ausschließlich Gregorianische Choräle in ihrer Urform zum Besten gegeben werden, und zwar ebenfalls von einer Frau. Sehr düster und auf Dauer auch irgendwann zu eintönig.
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