Unverhofft kommt oft. Mächtig, dieses Album! Mächtig, dieser Kern. Nucleus ist die lat. Bezeichnung für den Kern bzw. das Wesentliche eines Objekts. Was ist nun der Kern des Nucleus'? Ganz einfach, auch wenn es sich hier nicht um den von mir bevorzugten Metal im eigentlichen Sinne handelt, muss ich doch neidlos anerkennen, dass wir es hier mit einem Album zu tun bekommen, dass verdammt viel Seele in sich birgt.
Ein musikalisch genialer Bastard, der - gottseidank - monströse Doom-Wände, dreckigen Psychedelic Rock und lieblich kranke Melodien miteinander vereint. Dabei erinnern Witchcraft durch das doomig schwere Riffmaterial nicht nur an Black Sabath, nein - selbst wahnwitzige Parallelen zur The Cure (Gesang) und auch zu den markanten Prog Rockern von Jethro Tull sind auszumachen, was nicht zuletzt auf die Verwendung großer und kleiner Rohr-Pfeifen zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise fühle ich mich bei Track Numero 8 ("Helpless") sogar an die "Judgement" Zeit von Anathema erinnert.
Ich hoffe, ich konnte mit meinen Vergleichen in etwas beschreiben, wo die Reise auf dem fünften Longplayer der Schweden hingeht. Witchcraft selbst zelebrieren diese Mixtur selbstverständlich nicht erst seit kurzer Zeit. Fans der Band können es mit Sicherheit kaum noch abwarten, endlich den Nachfolger des 2012 veröffentlichten Albums "Legend" in die Finger zu bekommen. Zu Recht! Auch auf die Gefahr hin, dass ich den Wahnsinn der Vorfreude mit diesem Review nur noch schüre, möchte ich meine Begeisterung für "Nucleus" trotzdem in Worte fassen. Obwohl, im Grunde ist es kaum noch zu fassen. Es ist nicht zu fassen, wie großartig zum Beispiel der über sechsminütige Song "The Outcast" ist. Ian Anderson (Jethro Tull) musste rein stilistisch für die Einleitung herhalten, bevor der Song zu wahrer Größe aufsteigt und mir diverse Schauer über Rücken treibt. Ob Gesang oder Gitarrenarbeit, hier waren Witch und Devil gleichzeitig am Werk. Vielmehr möchte ich einzelne Songs nicht eingehen, doch es sei Euch versichert: "The Outcast" ist nicht der einzige Höhepunkt auf diesem Album.
Das ist es. So klingt handgemachte Rockmusik, die ohne jegliches Kalkül komponiert wurde. Dieses Album muss her, so viel steht fest. Witchcraft haben in diesem Genre die Messlatte für das Jahr 2016 mit "Nucleus" schon im Januar verdammt hoch gelegt. Wer das zu toppen vermag, ist mit dem Teufel im Bunde. Amen!
Der Prior
9/10 Talkern
VÖ: 15. Januar 2016 - Label: Nuclear Blast Records
Es ist mir eine große Ehre sowie ein Bedürfnis, dieses "livehaftige" Album - aus dem Hause Lake Of Tears - zu besprechen. Yes, ich freue mich riesig über diese Veröffentlichung und wahrscheinlich geht es vielen Fans ähnlich. Lake Of Tears gehören für mich seit Jahren nicht nur zu den Besten ihrer Zunft, sie gehören auch zu den unterbewertetsten Bands des Metal Universums. Wobei die Bewertungen im Prinzip nicht schlecht waren, nur der absolute Durchbruch blieb eben aus. 1992 gegründet, 1993 das erste Demo, 1994 "Greater Art" und spätestens 1995, als Headstones das Licht der Welt erblickte, waren die Weichen für Lake Of Tears gestellt.
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