Echelon gehören zweifelsohne zu den Bands, deren Werke der gemeine Zuhörer nicht in einem Atemzug erfassen kann. Betrachtet man die ernsthaften und morbiden Themen etwas näher, die Echelon auf ihrem 2014er Album verarbeiten, dann machen es die Österreicher sich und dem geneigten Fan wirklich nicht leicht. Man muss sich regelrecht auf die Musik einlassen und in die Welt von Echelon eintauchen, um nicht seelisch und geistig wegzubrechen, bevor die letzten bestialischen Worte verklungen sind und der alles beendende grausame Tod gestorben wurde. Wahrlich keine Musik, die dich aufbaut bzw. positiv denken lässt. Echelon behandeln auf "Vivito.." die Grausamkeiten des Krieges, die Abgründe menschlichen Daseins und verpacken diese in abartigste Impressionen überlieferter Geschichte aus dem vergangenen Jahrhundert.
Natürlich passt der dunkle Charakter des Black Metals perfekt zur Lyrik. Ich würde allerdings die Schublade Black Metal nicht unbedingt sehr weit aufziehen wollen, denn viel zu weitläufig sind die musikalischen Einflüsse, jene Echelon mit einer gehörigen Portion Fatalismus in die Grabsteine unserer Vorfahren meißeln. Dabei gehen sie mit dem Thema Krieg sehr respektvoll um, bedienen sich aber dem Grausamsten aller Szenarien, nämlich der perversen Realität. Starker Tobak und reichlich Futter für unsere Gehirne, die schon lange im oberflächlichen Moloch unserer Luxus-Gesellschaft aufweichen. Stellt euch vor, ihr kauert in einem Schützengraben, seid von allen Seiten belagert, aus der Wandung des Grabens ragen Gebeine eines Menschen, der genau hier verscharrt und wieder freigelegt wurde. Vor dir ein Gefallener, der mit schmerzverzerrtem Gesicht und zerschossenem Leib seinen herausquellenden Gedärmen Einhalt gebieten wollte. So oder ähnlich sind die geistigen Bühnenbilder, derer sich Echelon auf "Vivito! Creato! Moritor!“ bedienen. Bei so viel morbidem Input, fällt es unglaublich schwer, der Musik die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht schließt sich hier aber auch der Kreis, denn eh du die Perversionen und Grausamkeiten verarbeitet hast, wirst du mit deinen Gedanken mutterseelenallein gelassen. Das Gesamtwerk ist in jedem Falle beachtlich gut - genau wie Kompositionen & die Produktion - wenn nicht sogar sehr gut, deine Seele allerdings, deine erbärmliche Seele, kannst du nach dem Konsum von "Vivito! Creato! Moritor!“ getrost den Schnitter übergeben.
Dirk
VÖ: 24.1.2014 Gravity Entertainment
Tracklist "Vivito! Creato! Moritor!":
01. Les Grandes Misères de la Guerre
02. Der Baum der Gehängten
03. Tod und Teufel
04. Strappado
05. Desastres de la Guerre
06. Der Krieg in mir
07. Des Teufels Bluthund
08. Die Grauen des Krieges
09. Effet de neige à petit Montrouge
10. Vor mir türmen sich die Scherben
11. Ewigkeit
12. Totengeigen
13. Triptychon: Der Krieg
Spielzeit: 62:32
Die Stuttgarter Progressiv Death Metaller haben bereits in der schönen Maienzeit des laufenden Jahres ein finsteres Zeugnis ihres aktuellen Schaffens abgelegt. Gemeint ist hier das jüngste Album der Süddeutschen Frickel-Formation.
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