Das Jahr fängt mit Angst an. "Wir sind Angst" ist das nunmehr sechste Studioalbum der 2002 gegründeten Metal Core Band aus Nordrhein-Westfalen. Darf man Metal Core sagen? Ein großer Teil der Kompositionen besteht natürlich aus Elementen, die in der Metal Core Ecke zu finden sind, doch Callejon haben beileibe mehr zu bieten als eben nur Metal Core.
2013 wurden Callejon vom Metal Hammer Magazin mit dem Metal Anthem Award bedacht. Eine Auszeichnung, die nicht nur angenehm ist, sondern auch Erwartungen weckt. Ein gewisses Qualitätslevel sollten Callejon also locker als Standard mit sich führen. Genauso ist es auch und darum stellt sich zunächst nicht die Frage, ob das neue Album gut oder schlecht ist. Qualitativ geht "Wir sind Angst" in Ordnung. Härtegrad passt und auch die Produktion drückt zeitgemäß in die Radartüten.
Kreuzt man Metal Core mit den Sportfreunden Stiller, dann kommt in etwa Callejon heraus. Ich denke, dass Callejon gerade bei jüngeren Metallern Anklang finden werden, wenn sie es nicht schon längst getan haben. Diese müssen auch entscheiden, ob sie Texte - wie zum Beispiel: "Fickt dich dein Leben, dann fick es zurück" - hören wollen. (Track 3 -1000 PS) Alternativ kann man sich auch "tausendfach ins Knie ficken", nachdem man sein Leben zurück gefickt hat. Diese Art der Prosa macht schonungslos klar, dass man in seinem Liedgut nicht nur eine Metapher finden sollte, sondern wenn möglich auch noch ein Synonym. Was bin ich froh, dass englische Texte nicht immer jedes Detail preisgeben. Die werden hier zwar nicht geboten, aber bestimmt haben wir in der Vergangenheit viel von diesem Unfug wegeschluckt.
Callejon können aber auch anders, wie im 11. Track "Krankheit Mensch" zu hören ist. Hier trifft ein ernsthaftes Thema auf 'nen Rammstein-geschwängerten Refrain. Inhaltlich und musikalisch gut umgesetzt, weiß dieser - etwas aus der Art schlagende - Song zu überzeugen. Tracks der Marke "Wir sind Angst" (1) oder auch "Dunkelherz" (4) sind die unumstößlichen Säulen des Albums bzw. am repräsentativsten für Callejon. Die Frage, ob ein Song wie "Erst wenn Disneyland brennt" sein muss, gebe ich auch wieder gern an die jüngere Generation weiter. Ich für meinen Teil brauch diese Art der Musik auf einem Metal Core Album nicht, zumal mich der Rausschmeißer stark an einen Sportfreunde Stiller- und Radio-kompatiblen Song erinnert.
Letztendlich können die Düsseldorfer auf ihrem neuen Album 2-3 gute Songs, jede Menge Standard-Material und eine erwartungsgemäß gute Produktion verbuchen. Den Überflieger wird man jedoch vergeblich suchen, obwohl ich mir genau diesen erhofft hatte. 6,5 Tal(k)er
Der Prior
VÖ: 9. Februar 2015 - Label: Four Music / Sony
Tobias Sammet holte mit "Ghostlights" vor 2 Tagen erneut zu großem Schlag aus. Da die letzten Alben bezüglich der metallischen Ausrichtung erheblich ins Kreuzfeuer gerieten, war es mir schon etwas mulmig den neuen Longplayer" einzulegen.
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