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Interview - Betontod - Neues Album - Neues Label - Alte Geschichte(n)


Betontod veröffentlichen in drei Tagen ihr neues Album "Traum von Freiheit". Nach dem sehr erfolgreichen Vorgängeralbum - "Entschuldigung für Nichts" landete auf Platz 10 der Albumcharts - will der Fünfer mit neuem Label im Rücken zum Angriff blasen. Der Traum von Freiheit könnte also eine andere Dimension bekommen, zumal man ebenso ein neues Management am Start hat, das nun einen Großteil der Arbeit übernimmt, die die Band in Vergangenheit allein bewältigen musste.

Für das Review zum neuen Album haben wir extra unseren Punker Clemens zu Rate gezogen, der sich schon seit Jahren mit dem tödlichen Beton aus Rheinberg beschäftigt und daher durchaus repräsentative Vergleiche zu den Frühwerken der Punker ziehen konnte. Dem nicht genug, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, unterhielten wir uns aus aktuellem Anlass mit Frank Vohwinkel (Gitarre) zum neunen Album und anderen wichtigen Themen.

metaltalks.de: Was uns schon immer auf der Seele brannte, ist Euer plakativer Bandname. Wo um alles in der Welt habt ihr diesen Namen her?

Frank: Das ist relativ simpel und unspektakulär. 1990 waren wir auf der Suche nach einem Bandnamen. Irgendein ein Mensch hatte das Wort Betontod bei uns unter der Brücke an einen Sockel gesprüht. Wir fanden das damals witzig und das war's dann auch schon. Kein tieferer Sinn, kein Geschichten, einfach Betontod und fertig.

metaltalks.de: Was haben wir alles in diesen Namen interpretiert! Die Dinge sind eben manchmal einfacher als man glaubt. Dann wäre das also auch geklärt. Kommen wir gleich zum neuen Album. Würdet ihr uns zustimmen, dass euer neues Werk eine melancholische Grundstimmung hat? Viele Tracks erzeugen im Kopf ein Szenario, als wenn ihr in alten Punkzeiten schwelgt. Absicht oder Zufall? Ist natürlich nur so ein Gefühl.

Frank: ...nachdenklich auspustend: Das ist natürlich eine Sache, die davon abhängt, ob man das selbst überhaupt so wahrnimmt. Ich denke eigentlich nicht, denn es gibt auch viele Songs mit einer positiven Grundstimmung auf diesem Album. Sicher, "Flügel aus Stahl" oder auch "Legion der Verdammten" transportieren schon auch negative Vibes, aber ansonsten denke ich,  haben wir viele positive Themen auf "Traum von Freiheit".

metaltalks.de: OK, dann ist es Melancholie wohl schon im Erbmaterial von Betontod verankert.

Frank: ...lacht los!

metaltalks.de: Anderes Thema - Hat sich die Studioarbeit im vergleich zu früher wesentlich geändert oder geht ihr während der Aufnahmen altbewehrte Wege?

Frank: Oh, die Studioarbeit ist sehr viel intensiver geworden, sogar die Vorproduktion hat sich mittlerweile ins Studio verlagert. Früher haben wir Songs geschrieben, sind mit dem fertigen Material ins Studio gegangen und haben nur noch aufgenommen. Man schrieb also über einen sehr langen Zeitraum (2-3 Jahre) Song für Song, um schlussendlich das Ergebnis der letzten 36 Monate auf Platte zu bannen. Heutzutage spielt sich das alles im Studio ab. Es ist schon krass, mit welch einer Intensität man da zu Werke geht.

metaltalks.de: Habt ihr dieses Mal etwas anders gemacht? Gibt es Unterschiede zum Vorgängeralbum?

Frank: Ja, wir haben sehr viel Wert auf den textlichen Inhalt gelegt. Ich denke, da ist mehr Fleisch dran. Außerdem haben wir die Gitarren erstmalig runtergestimmt. Den Metal-Anteil haben wir wieder etwas erhöht, so wie wir es auf dem 2006er Album schon einmal umgesetzt hatten.

metaltalks.de: Genau, das ist auf Flügel aus Stahl sehr gut zu hören - super Song! Habt ihr Euch bewusst für diese Elemente entschieden?

Frank: Das sind schon Dinge, auf die wir einfach mal Lust hatten, denn einige Musiker von uns kommen ja auch aus dieser Ecke. Unser Drummer hat mal in einer Death Metal Band gespielt, unser Bassist kommt auch in etwa aus der Ecke und die beiden Gitarristen sind extreme Maiden-Fans. (ah - Frank schließt sich also mit ein - Anm. Red.) Von daher ist es völlig normal, dass man das in seiner Musik verarbeitet und wie gesagt, es ist ja nicht das erste Mal, nur auf dem letzten Album war das eben nicht so vordergründig.

metaltalks.de: Stehen Betontod heute noch für Punk im herkömmlichen Sinne?

Frank: ..kurze Pause..lachend: Warum nicht? ...schon fast herzhaft lachend: Warum sollten sie das nicht tun? (kam aber sehr sympathisch rüber)

metaltalks.de: Weil Betontod vom Sound eher an etablierte Punk-Rockbands erinnern. Die Toten Hosen zum Beispiel, stehen definitiv nicht mehr für Punk.

Frank: Ja, bedingt, selbst den Hosen würde ich nicht absprechen, dass sie noch immer für Punk stehen. Es ist bestimmt auch ihrer Popularität geschuldet, durch die sie ihrer Sichtweise der Dinge möglicherweise korrigiert haben. Wir sind in jedem Falle noch immer mit dem Herzen dabei und machen das, was wir schon seit 25 Jahren tun, nur haben wir momentan einfach mehr Aufmerksamkeit seitens der Öffentlichkeit. Vor 25 Jahren haben wir unsere Gitarren in die Hand genommen und konnten genau einen Akkord spielen. Inzwischen sind es ein paar mehr (lacht) und vielleicht klingt es dann mit der Zeit auch etwas besser, aber der Grundgedanke ist deswegen keine anderer.

metaltalks.de: Haben euch alte Fans diesbezüglich schon mal angesprochen?

Frank: Ja natürlich, diese Diskussion - vielleicht der falsche Begriff - mit den Fans hat man ja eigentlich ständig. Das finden wir aber sehr wichtig und befruchtend, denn die Fans sind die Ersten, die uns signalisieren könnten, dass wir in eine fasche Richtung abdriften.

metaltalks.de: Fühlt ihr Euch bei Columbia /Sony wohl?

Frank: ...lachend: Das können wir euch vielleicht in einem Jahr sagen. Wir haben die letzten 3 Alben in Eigenregie produziert usw., dabei einen ganz ordentlichen Job abgeliefert und irgendwann festgestellt, dass wir mehr tun müssten als wir selbst zu leisten in Lage sind. Musik oder das ganze Drumherum? Wir haben uns für die Musik entschieden und den anderen Teil einem jungen Team von Sony übergeben, die wirklich Bock darauf hatten. Klar kann man Sony und Punk gedanklich schwer mit einander verbinden, aber nur deswegen diesen Schritt nicht zu wagen, war für uns auch nicht sinnvoll. Wir werden sehen. Das ist für uns jetzt auch ein spannender Prozess und Sony müssen unsere Leistung jetzt erst einmal bestätigen.

metaltalks.de: Haben Sony versucht den kreativen Prozess oder die Entstehung der Musik zu beeinflussen?

Frank: Die Musik war bereits fertig, als die Entscheidung - mit Sony zusammenzuarbeiten - viel. Sie konnten uns also nicht mehr reinreden. Ich glaube aber auch nicht, dass sie es getan hätten, denn das Team machte einen durchweg positiven Eindruck und wir sind bis dato gut miteinander ausgekommen.

metaltalks.de: Habt ihr Visionen? Muss es immer weiter gehen und mehr werden?

Frank: Wer möchte nicht vor 10000 Leuten spielen, statt vor 100? Ich glaube aber, es ist schwer zu steuern. Sicher kann man das forcieren. Bei DSDS wird ja bewiesen wie es geht. Doch auch dort zeigt sich, dass es nicht von Dauer ist. Die Musik muss überzeugen und das ist wohl das einzig Richtige. Hier versuchen wir immer das Beste zu geben. Momentan geht die Kurve nach oben, mal sehen, wo wir dann landen.

metaltalks.de: Welche Songs vom neuen Album liegen Dir besonders am Herzen oder gefallen dir am besten? Auch wenn die Frage gerade nach der intensiven Produktionszeit vielleicht schwer ist.

Frank: Oh ja, das ist in dieser Phase in der Tat sehr schwer. Der Titeltrack hat es in sich, auch musikalisch! ...und "Kämpferherz" ist mir sehr wichtig, ein Song, den wir gemeinsam mit einem Fan geschrieben haben, der an MS erkrankt ist. (Während ich diese Zeilen schrieb, ließ ich den Song mit dem soeben erfahrenen Hintergrund noch einmal durchlaufen. Gänsehaut pur, selbst die Gitarren wiegen jetzt 1000 kg mehr - unglaublich! "...ich senke meinen Kopf vor deinem Kämpferherz" - Respekt! - Anm. Dirk)

metaltalks.de: Welcher Track hat dich als Gitarrist am meisten gefordert?

Frank: ...lachend: Das ist momentan eine sehr aktuelle Frage, da wir uns gerade auf die anstehende Tour vorbereiten. Ja, die Metal-Nummern sind da schon etwas anspruchsvoller! (wieder lachend) "Flügel aus Stahl" denke ich, ist so eine Nummer.

metaltalks.de: Sehr schön, der Song gefällt uns nämlich am besten. Sehr passender Abschluss für das Interview. Wir wünschen Euch viel Erfolg mit dem neuen Album und sagen danke für das Interview und bis bald. See you on tour!

Frank: Danke auch.


 

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