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ShadowQuest - Interview mit Ronny Milianowicz - über Yoga, Metal und andere Therapien


Mit ihrem Debüt Album "Armoured IV Pain" haben ShadowQuest ein beachtliches Stück Melodic Metal abgeliefert. Da bis lang nur wenig über die Schweden bekannt ist, entlockten wir Ronny (Drums) in einem Interview zunächst ein paar Fakten über die Entstehung der Band. Aber nicht nur Fakten wollten zu Papier gebracht werden. Irgendwann treten Fragen auf den Plan, die einiges über die Personen hinter ShadowQuest offenbaren.

Wenn man während der Bearbeitung eines Interview fühlt, dass ein Musiker - und  in diesem Fall Ronny von ShadowQuest - mit ganzem Herzen seinen Traum lebt, dann weiß man, dieses Interview ist jedes einzelne Wort wert. Vor dem Gespräch mit Ronny ist uns insbesondere der Song - und natürlich das Video zum Track - "Live Again" aufgefallen. Ronny verrät in diesem Interview, worum es in diesem Song geht und warum ihn gerade mit diesem Song viel verbindet.

Sandra: Viele Interviews in deutscher Sprache sind von ShadowQuest im Netz nicht zu finden. Das Wollen wir nun ändern! Fangen wir also mit grundlegenden Informationen an. Wer von Euch genau gründete eigentlich ShadowQuest? Ronny antwortet sehr ausführlich und erklärt gleich wie es dazu kam.

Ronny: Naja, im Grunde ist ShadowQuest eine komplett neue Band und eigentlich auch wieder nicht. Ragnar, unser Gitarrist, ist ebenfalls Gründungsmitglied und Gitarrist von meiner vorigen Band Saint Demon gewesen. Er war noch die ersten drei Jahre bei Saint Deamon am Start und musste dann leider wegen familiären Problemen aufhören. Dieser Teil der Besetzung änderte sich im Vergleich zu Saint Deamon also nicht und somit machten wir einfach mit dem Komponieren da weiter, wo wir Jahre zuvor aufgehört haben, bis auch Kaspar (Keys) zu uns stieß. Das war noch zu einer Zeit, bevor er Vater von drei Kindern wurde. Im Prinzip begannen wir drei mit allem.

Als Patrik (Gesang) später bei einer Show in meiner Heimatstadt war, sprach ich ihn bezüglich meines Vorhabens an. (Scheint wohl geklappt zuhaben. Anm. Red.)Rückblickend kann man sagen, dass Ragnar und ich die Band gründeten, wobei die Vision der Band und wer in dieser Band spielen sollte, war schon vom ersten Tag an geplant. Anfänglich mehr aus Spaß, denn niemand hatte vor, eine richtige Band zu gründen. Wir planten gemeinsam, wer auf dem Album spielen sollte und erst später, als wir uns alle trafen, erschien es uns als ganz natürlich, aus ShadowQuest 'ne richtige Band zu machen. Aber eins stand schon immer fest: Wir wollten Songs schreiben und ein richtig gutes Metal Album aufnehmen. Danach sehnten wir uns und genau das vermissten wir damals auch.

Sandra: Da ihr nun tatsächlich zu einer richtigen Band geworden seid, habt ihr doch bestimmt Zukunftspläne und Ziele, oder?

Ronny: Das am nächsten liegende Ziel ist: einige Male für ein paar Gigs zu proben, denn wir spielen schon im Mai erste Shows. Wir werden mit dem Metallsvenskan Festival (auf dem auch Motörhead spielen) starten und später in Göteborg als Support für Blind Guardian spielen. Das sind also unsere Pläne für die nahe Zukunft und dann haben wir auch noch ein paar Club Gigs, die voraussichtlich in ein paar Tagen bestätigt werden. Möglicherweise  kommen noch mehr Festivals dazu. Wir werden so viele Gigs wie möglich in diesem Jahr über die Runde bringen.

Außerdem planen wir unser nächstes Album Anfang 2016 aufzunehmen. Wir haben bereits das gesamte Material fertig komponiert. Es läuft momentan wirklich sehr gut mit ShadowQuest. Ich mache diese Prozesse jetzt schon seit 1999, seit dem erstes Sinergy Album durch, und kann daher ernsthaft sagen, dass ich noch nie mit besseren Menschen zusammen gearbeitet habe, musikalisch gesehen und vor allem auch auf persönlicher Ebene. Wir sind alle schon lange dabei und jeder von uns hat Kinder, dementsprechend wissen wir auch wie wir einander behandeln und respektieren sollten. Wenn ein Gig geplant ist, an dem jemand keine Zeit hat, dann gehen wir nicht über Leichen, nur um ein bisschen Ruhm für den Moment zu haben. Wir wollen natürlich etwas Geld an den Gigs verdienen, aber es wird nie ein Vollzeitjob für uns werden. Das ist unmöglich bzw. wirklich sehr schwer heutzutage.

Sandra: Aufgrund deiner Worte und Zukunftspläne nehme ich an, dass die Band ShadowQuest kein temporäres Projekt ist, oder?

Ronny: Ja natürlich, das war auch niemals der Plan. (Klang bezüglich der Bandgründung aber anders. Anm. Red.) Nachdem Jari mit den Bassaufnahmen fertig war und wir später alle ein einem Pub saßen meinte er: „Ronny, du musst mit dieser Band auf die verdammte Bühne gehen! Wir müssen unbedingt diese Songs spielen. Sie sind einfach großartig“ Damals fühlten wir das Gleiche.

Sandra: Einige Bandmitglieder spielen in renomierten Bands wie z.B. Masterplan oder auch Bloodbound. Wie bekommt ihr das zeitlich unter einen Hut, wenn man mit Leib und Seele dabei sein möchte?

Ronny: Vielleicht ist es für uns einfacher weil…(zögerlich)...hier mal ein Beispiel, wie gut wir miteinander zurecht kommen: Ich wurde neulich gefragt, ob ich auf der aktuellen Bloodbound Tour mitmachen möchte. Es gibt bei uns einfach keinen Wettbewerb oder so ähnlich. Es kommt einfach darauf an, was für eine Person du bist und wie du mit jedem besonderen Moment umgehst. (Ronny möchte hier erläutern, dass trotz der eigenen Pläne und gemeinsamen Ziele, es kein Problem gewesen wäre, wenn er erst mal mit Bloodbound getourt hätte.)  Alle Jungs sind rücksichtsvoll und wenn es nun mal einen Gig gibt, für den Bloodbound bereits gebucht wurden, dann muss Patrik natürlich diesen Gig wahrnehmen. Aber wir sind auch nicht AC/DC und haben generell nicht so viele Termine, bei denen wir in Konflikte geraten könnten. Außerdem haben wir unsere Alben auch nicht gleichzeitig veröffentlicht, was die Sache zusätzlich entkrampft. ShadowQuest machen zudem vielleicht 10-15 Gigs dieses Jahr. Es sind also nicht so viele Termine, bei denen man sich in die Quere kommen könnte.

Sandra: Wie oft seht ihr Euch eigentlich, um gemeinsam Musik zu machen oder passiert viel auf dem digitalen Weg?

Ronny: Das Komponieren der Lieder erfolgte über das Internet, aber danach probten wir natürlich gemeinsam als Band. Nächstes Mal ist die Probe z.B. bereits am Donnerstag. Du siehst also, ShadowQuest ist eine richtige Band und nicht bloß ein Projekt. Wir proben in meinem Studio, dem Studio Seven, wo wir auch das Album aufnahmen. Vier von den Bandmitgliedern leben auch bloß eine Stunde entfernt, von daher ist es auch nicht so kompliziert sich mal zu treffen.

Sandra: Stört es Euch, dass man über weite Strecken Parallelen zu andern Bands feststellen kann? (Ronny antwortet sehr ergiebig und setzt auch gleich die Beweisführung an. Wo er Recht hat, hat er eben Recht. Lest Euch doch nach der Antwort noch einmal die Frage durch. Unglaublich! Anm. Red.)

Ronny: Nein, ganz und gar nicht. Mein Ziel ist es, andere Leute so fühlen zu lassen, wie ich fühlte, als ich „Keeper of the Seven Keys“ oder „Painkiller“ hörte. Das ist genau das, worauf ich abzielte. Gestern bekamen wir z.B. eine E-Mail von einem Fan, der unser Logo haben wollte, weil er es sich als Tattoo stechen lassen wollte. Mir sind Verkaufszahlen grundsätzlich egal. Natürlich will ich gerne CDs verkaufen, aber für mich ist es wichtiger 100CDs an Leute zu verkaufen, die unsere Musik wirklich sehr, sehr gerne mögen. Ich habe so viele E-Mails von Leuten, die mir schrieben, dass unsere Musik ihnen hilft über ihre Freundin hinweg zu kommen o. ä. und das ist genau das, was ich auch möchte. Ich möchte Menschen tief berühren. Ich möchte jetzt nicht zu sehr in die Tiefe gehen, aber ich kann das auch an mir erklären.

Manche Alben können auf mich wie das Aufputschen durch 100 Becher Kaffee wirken, wenn ich mich schlecht fühle. Für mich ist Musik einfach sehr wichtig. "Armoured IV Pain" aufzunehmen war nicht unbedingt nur Spaß. Es war fast eine Frage von Leben oder Tod, weil es auf mich wie Therapie wirkte. Zu dieser Zeit befand ich mich so ziemlich im tiefsten Loch meines Lebens. Ich hatte keine Energie mehr und war total gestresst. Es passierten Dinge, die mit der Gesundheit meiner Familie zu tun hatten und es gab einfach sehr viel mit dem ich versuchen musste umzugehen. Ich brach fast und ging freiwillig in eine Psychiatrie und bat um Hilfe. Ich war an dem Punkt, an dem ich es nicht mehr ertrug und Hilfe brauchte.

Ich bekam schon immer E-Mails von Fans. Zum Beispiel hatten wir einen Song mit Dionysos, der „Forever More“ hieß. Fans schrieben mir, dass sie den Song auf Hochzeiten und Beerdigungen spielten oder so. Jetzt bin ich 40 Jahre alt und bin an dem Punkt angelangt, an dem ich zum ersten Mal wirklich verstehe, was diese Leute meinten, als sie mir das schrieben, weil ich jetzt erst weiß, wie wichtig Musik in einer schweren Situation sein kann.

Sandra: Gibt es denn einen Song auf dem neuen Album, der Dir besonders am Herzen liegt und dessen Inhalt du Fans gern näher erklären möchtest. Oder gibt es vielleicht eine Geschichte, die während der Aufnahmen zu einem bestimmten Song entstanden Ist?

Ronny: Ja, z.B. als wir das Video zum Song „Live Again“ aufnahmen, taten wir dies mit sehr viel Humour. Wir machten Yoga, Kettlebell und boxten in diesem Video, aber das Ganze hatte eine viel tiefere Bedeutung. Wenn man sich sich die Lyrics anschaut und was wir eigentlich in diesem Video machen, erkennt man, dass dies genau die Dinge waren, die mein Leben wieder herum drehten. Ich musste im Leben - wie bereits erwähnt - mit Depressionen kämpfen und so begann ich dem Boxen und auch  Yoga. Alles sollte helfen, ein bisschen Frieden in mir zu finden. Das war auch der Grund, warum wir das Video so aufnahmen, wie es jetzt ist. Es waren die Dinge, die mir in einer wirklich schweren Zeit halfen und dazu beitrugen, dass ich wieder auf die Beine kam. Es war Yoga, es war das Training und es war genau diese Musik und natürlich diese Band.

Sandra: Ist Shadow Quest derzeitig Dein einziges Projekt?

Ronny: Ja, ich bin alleinerziehender Vater von drei Kindern, ich kann nicht noch ein Projekt starten oder ich erleide bestimmt einen Herzinfarkt (lacht). Im Prinzip habe ich schon noch ein anderes Projekt am Laufen. (Ha, also doch! Anm. Red.) Ich habe mein Studio Seven, wo wir unser Album aufgenommen haben. Außerdem habe ich dort Teile des aktuellen Angra Albums und dem letzten Kreator Album bearbeitet.

Ich treffe dort sehr viele interessante und talentierte Menschen bei meiner Arbeit als Studioingenieur und Produzent. Dementsprechend bin ich in andere Projekte involviert, aber das ist mehr so eine 9-17Uhr Arbeit, während meine Kinder in der Schule sind. Es ist das "Projekt", mit dem ich mein Geld verdiene, aber es ist auf seine Art auch sehr inspirierend. Es hat sehr viel damit zu tun, warum unser Album so gute Rezensionen bekommen hat, denn ich arbeite mit sehr vielen netten Menschen zusammen arbeite, die uns auf eine positive Art und Weise beeinflussen.

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