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U.D.O. - Interview mit Udo Dirkschneider zum neuen Album "Decadent"


Das neue Album von U.D.O. ist bereits komplett fertig und wartet nur darauf, eure Ohren mit feinstem Heavy Metal verwöhnen zu dürfen. Decadent, so der Titel der Langrille, reiht sich an 15. Stelle in die Discography von U.D.O. ein. 15. Alben, das sind über ein Viertel Jahrhundert Erfahrungen, Erfolg, Tiefschläge, noch mehr Erfolg, aber vor allem über 25 Jahre Durchhaltevermögen in einem Business, in dem nicht immer alles Metal ist, was frohlockend glänzt. Wir hatten vor dem Interview mit Udo Dirkschneider die Gelegenheit ins neue Album reinzuhören.

Eins können wir jetzt schon versprechen: Der Silberling ist voll von einprägsamen Melodien und fetten Riffs. Gänsehautgeplagt ballten wir die Fäuste und arrangierten ein Interview mit U.D.O.

metaltalks.de: Udo, zur Zeit finden die Promo-Tage zum neuen Album "Decadent" in Hamburg statt. Erfahrungsgemäß bedeutet das Stress pur. Kannst Du trotz des Trubels dem Reigen auch Positives abgewinnen?

Udo: Ja natürlich ist es stressig, aber in erster Linie geht es ums neue Album und da gibt es keine bessere Möglichkeit, um erste Reaktionen auf die Arbeit der letzten Monate zu bekommen. Im Grunde eine sehr wichtige Sache, denn von nun an wird sich zeigen, wie das Album bei den Leuten da draußen ankommt. Man unterhält sich die ganze Zeit über Musik und das Drumherum und ja, ich kann das mitunter auch genießen.

metaltalks.de: Nach dem ersten Durchlauf von "Decadent" ist uns direkt aufgefallen, dass die Produktion des Albums glasklar und verdammt druckvoll ist. Wer war diesmal für den Sound verantwortlich?

Udo: Das habe ich gemeinsam mit Martin Pfeifer erledigt, der für die Haupt-Produktion und den Mix verantwortlich war. Gemastert haben wir "Decadent" in Dänemark bei Jacob Hansen (u.a. Volbeat, Epica etc. Anm. Red.). Ich habe die jeweiligen Prozesse begleitet und bin sozusagen mitverantwortlich für das Ergebnis.

metaltalks.de: Wie lange habt ihr für den gesamten Zyklus der Produktion gebraucht?

Udo: Im Endeffekt von Anfang Mai bis Ende September 2014. Im Oktober erfolgte die Mastering-Session. Das mag nun endlos lange klingen, aber man darf auch nicht vergessen, dass zwischendurch Festivals anstanden und logischerweise auch etliche Tage anfielen, an denen nichts passiert ist. 3,5-4 Monate Gesamtzeit, so in etwa kommt das hin.

metaltalks.de: Gab es Unterschiede bez. des Ablaufs der Produktion gegenüber der Vorgänger "Steelhammer"?

Udo: Ja, wir haben die Aufnahmen dieses Mal gänzlich in Ibiza realisiert, gemischt in Wilhelmshaven (Readhead Audio - u.a. Mob Rules Anm. Red.) und gemastert - wie gesagt - in Dänemark. Eine 3 Länderproduktion, die in Ibiza - meiner Wahlheimat - begann. Der Start erfolgt also zu Hause. (lacht)

metaltalks.de: Mal abgesehen von unzählig guten Melodien und dem bereits erwähnten dicken Riffing, ist uns beim Hören des neuen Albums ein Song ganz besonders aufgefallen. Track 4 (Mystery) klingt als ob der Wahnsinn allgegenwärtig ist und du in die Rolle des Schicksals geschlüpft bist. Von der Stimmung her fast schon etwas beängstigend. War das so geplant oder ist der Song aus dem Bauch heraus entstanden?

Udo: Ja, da seid ihr fast auf dem richtigen Weg. Der Song hat etwas von einer Nervenheilanstalt, allerdings ist er wirklich erst während der Demoaufnahmen für den Gesang entstanden. Anfänglich hatte ich keinen Text und erst nach und nach kristallisierte sich dieser Charakter heraus.

Udo Dirkschneider während des Interviews mit metaltalks.de
Udo Dirkschneider während des Interviews mit metaltalks.de

metaltalks.de: "Secrets In Paradise" und "Pain" sind ebenfalls zwei Songs mit sehr einprägsamen Hooks. Gerade "Secrets In Paradise" animiert zum Fäuste ballen und lässt ganz automatisch eine Gänsehaut entstehen. Hast Du diese Tracks alleine komponiert oder entstanden die Songs gemeinsam, denn immerhin sind ja zwei neue Gitarristen an Board?

Udo: Zu 95 Prozent bin ich für die Melodien verantwortlich. "Decadent" - du hast es vorhin bereits gesagt - enthält viele Melodien. Für mich ist das Album melodiöser, abwechslungsreicher und auch härter als "Steelhammer" geworden. Wir haben diesmal mit vier Musikern komponieren können. Mehr Leute sorgen natürlich für mehr Einflüsse. Die Herangehensweise ist allerdings die Gleiche. Das mach ich schon seit einer halben Ewigkeit so. Erst die Hookline, der Titel, dann schreibe ich eine Story, es folgt die Musik und schlussendlich passen wir gemeinsam Story und Musik konzeptionell an.

metaltalks.de: Kommen die Melodien aus dem Bauch oder schreibst du sie mit Noten, quasi auf dem Reißbrett?

Udo: Das ist reine Bauchsache. Ich singe sozusagen auf die erste Idee, schaue ob das zu mir passt und ob es mit mir in Einklang geht.



metaltalks.de: Hörst du während des Songwritings Musik oder schottest du dich gänzlich ab?

Udo: Ich höre keine Musik und versuche es auch so gut wie es geht zu vermeiden, damit wirklich nichts hängen bleibt. (lacht)

metaltalks.de: Die Frage aller Fragen: Hast Du einen persönlichen Favoriten auf dem Album?

Udo: Oh, das ist jetzt aber eine schwere Frage! (lacht) Im Augenblick sind das bei mir "Worlds In Flames", "Pain", "Under Your Skin" und "Decadent". Gerade nach der Produktion weiß man das manchmal nicht mehr so genau.

metaltalks.de: Ja, das können wir uns vorstellen. Bestimmt will man die Songs nach den Studioarbeiten auch erst einmal 'ne Weile nicht mehr hören.

Udo: Richtig, man brauch direkt danach ein paar Tage Pause und hört absolut keine Musik. Irgendwann denkt man sogar, dass alles schlecht ist. (lacht) Das ist wirklich irre, denn ich komme oftmals an einen Punkt, wo ich die ganze Geschichte ernsthaft hinterfrage. Das war im Laufe meine Kariere bis jetzt immer so.

metaltalks.de: Das hören wir oft. Macht euch keine Sorgen. Das Album überzeugt wirklich und das fette Riffing kommt ebenfalls gut rüber.

Udo: Das haben wir Gott sein Dank jetzt schon oft gehört. Man macht sich ja so seine Gedanken, aber während der Promo-Phase löst sich die Spannung und die Reaktionen sind diesmal wirklich gut.

metaltalks.de: Würdet ihr uns zustimmen, dass das neue Album sehr sozialkritisch ist? Wenn ja, wie kam es dazu?

Udo: Auf alle Fälle! Ich denke, unsere Russlandtour ist dafür verantwortlich. Wir hatten viele Eindrücke, deren Themen wir auf "Decadent" verarbeitet haben. Der Titelsong "Decadent" ist definitiv ein Beispiel dafür, aber auch "Rebels Of The Night und "House Of Fake". In "House Of Fake" geht es um das leidige Thema, dass Regierungen viel versprechen, jedoch nichts davon halten. (lacht)

metaltalks.de: Ihr werdet im Frühjahr 2015 auf große Europatour gehen. Dürfen die Fans eine Überraschung erwarten?

Udo: (...etwas zögerlich) Naja, wir werden das Rad nicht neu erfinden. Es wird etwas geben, dass U.D.O. so noch nicht gemacht haben. Details wollen wir an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten.

metaltalks.de: Kein Problem. Das reicht uns im Prinzip auch schon, denn neugierig sind wir nun auf alle Fälle. So denn Udo, das war's von unserer Seite. Viel Erfolg mit "Decadent" und danke für das Interview.

Udo: Gern geschehen, wir danken auch.

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