1993 erblickte "Transmigration" das Licht des damaligen Metal Universums. Im gleichen Jahr erschien ebenfalls "Tales From The Thounsand Lakes" von Amorphis. Anfang der 90er Jahre trugen viele Bands ihre Veröffentlichungen auf den Altar des Melodic Death Metals. Nicht viele Bands überlebten den Boom des übermächtigen Genres der tiefer gestimmten Gitarren. Amorphis & Crematory gehörten und gehören nach wie vor zu den Vertretern, die durch ausgereifte Songstrukturen, stetige Weiterentwicklungen sowie einem gewissen Etwas, noch immer erfolgreich Musik veröffentlichen.
Zwar gab es bei den Westhofenern die ein oder andere Kurskorrektur, im Grunde sind sie aber noch immer Crematory mit Leib und Seele. Für uns Grund genug, Crematory etwas näher auf den Zahn zu fühlen. Wir sprachen - kurz nach Veröffentlichung ihres aktuellen Longplayers "Antiserum" - mit Markus Jüllich. Die folgende Frage stellen wir doch zu gerne, daher wird sie in metaltalks.de-Interviews immer wieder auftauchen, geht sie doch ganz klar der Entwicklung einer Band auf den Grund.
metaltalks.de: Seit 1993 ist eine Menge Zeit vergangen. Würdet ihr nach all den Jahren den Bandnamen Crematory der gleichen Bedeutung zuordnen - wie vor 21 Jahren - oder steht er heute für andere Eigenschaften und Attribute?
Markus: Damals waren wir eine Melodic Death Metal Band und haben uns in 23 Jahren Bandgeschichte ordentlich weiterentwickelt. Wir waren CREMATORY und wir sind und bleiben CREMATORY, denn unser Baby ist gemeinsam mit uns groß geworden und gewachsen, aber sicherlich sieht die ganze Sache heute anders aus als damals, denn das was wir mit CREMATORY bis dato erreicht haben, wagten wir uns damals nicht einmal zu träumen und dafür sind wir unseren Fans sehr dankbar, denn die Fans entscheiden wie groß eine Band wird und wie lange sie existiert.
metaltalks.de: Eure Musik war schon immer von nachvollziehbaren Strukturen und harmonischen Melodien geprägt. Auch auf Transmigration konnte man diese Ansätze schon hören. Würdet ihr sagen, dass dieser Aspekt der Hauptgrund für Euren Erfolg war und ist?
Markus: Ja, denn wo CREMATORY draufsteht, ist auch CREMATORY drin. Ich bin mir sicher, dass trotz den Weiterentwicklungen und verschiedenen Experimenten, die wir gemacht haben, aber immer ganz klar herauszuhören war und ist, dass es CREMATORY ist. Wir haben unseren eigenen Stil gefunden und immer weiter ausgebaut.
metaltalks.de Erarbeitet ihr die Melodien und Harmonien gemeinsam oder gibt es jemanden in der Band, der ein besonderes Gespür dafür hat?
Markus: Wir basteln gemeinsam so lange an den Songs, bis sie uns 100% gefallen und jeder damit klar kommt.
metaltalks.de: Soeben habe ich noch einmal in die Transmigration reingehört. Sie gefiel mir damals auf Anhieb und ich würde sie auch heute noch sofort kaufen. Seht ihr das genauso oder würde Transmigration heute anders ausfallen?
Markus: Wenn wir das Album heute noch einmal aufnehmen würden, dann würde es natürlich anders ausfallen, da wir musikalisch viel weiter sind und aus der Schatztruhe der Erfahrung schöpfen können, was damals noch nicht der Fall war. Das ist aber eine gute Idee, denn vielleicht sollten wir unsere alten Alben noch einmal neu einspielen.
metaltalks.de: Auf Eurer aktuellen Scheibe Antiserum, habt ihr laut eigen Angaben starke EBM-Schlagseite bekommen. Gab es irgendwann mal einen Moment in der Band, an jenem nicht jeder mit dieser Marschrichtung einverstanden war oder war der Weg das Ziel und es herrschte immer völliges Einvernehmen?
Markus: Bevor wir mit dem Schreiben neuer Songs beginnen, setzen wir uns zusammen und besprechen den Arbeitstitel der neuen Platte und das war diesmal EBM-Metal, den wir meiner Meinung nach hervorragend umgesetzt haben.
metaltalks.de: Erntet ihr von alten Fans viel Kritik bezüglich eurer elektronischen Ausrichtung und wenn ja, stört euch das sehr, weil ihr euch ja nun einmal weiterentwickeln wolltet?
Markus: Eigentlich nicht. Bis dato gab es kaum negative Reaktionen - ganz im Gegenteil. Die Reaktionen sind total genial, was auch unseren aktuellen Charteinstieg in die Deutschen Album Charts bestätigt.
metaltalks.de Schreibt ihr die Musik absolut nach Gefühl oder wisst ihr schon in welchen Tonlagen ihr euch befindet und könnt das Ganze beliebig steuern?
Markus: Musik ist Gefühls- und Geschmackssache. Wir machen das so wie wir gerade drauf sind und Ideen haben.
metaltalks.de: Seit der Einführung des legendären Korg M1 Keyboards ist eine Menge Zeit vergangen. Die Sounds und Samples haben einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Sucht ihr speziell nach Sounds oder nutzt ihr nur, was euch auf eurem Weg begegnet. Schaut ihr euch bei allen Firmen um oder habt ihr Vorlieben?
Markus: Wir kreieren meistens eigene Kombisounds, die ganz individuell zusammengestellt werden. In der heutigen Zeit gibt es so viel und geile Soundsoftware, sodass man eigentlich sein ganzes Leben lang damit verbringen könnte, Sounds zu kreieren.
metaltalks.de Seht ihr Euch als Band auch privat sehr viel? Ich meine wie Freunde und Kumpels oder trefft ihr euch nur noch vor & für Produktionen und großen Touren?
Markus: Privat geht eigentlich jeder seine eigenen Wege, denn zu eng sollte man auch nicht aufeinander hängen, dann geht man sich schnell auf den Sack. Wir machen zwar hin und wieder was zusammen, aber eigentlich haben wir uns auf die zahlreichen Bandaktivitäten beschränkt.
metaltalks.de: Ok, die letzte und natürlich unumgängliche Frage: Was läuft in Eurem Player? Welche Musik hört ihr privat? Ganz ehrlich!
Markus: Das ist ganz unterschiedlich, da jeder einen anderen Musikgeschmack innerhalb der Band hat. Das geht von Pop über Rock bis hin zum Metal, je nachdem wie die Stimmungslage ist, aber zur Zeit läuft im Tourbus das Hörbuch von Shades of Grey (E. L. James), was uns seit geraumer Zeit die langen Fahrten zu den Konzerten verschönert.
metaltalks.de: Na dann, viel Spaß - beim Hören von "Shades of Grey" - auf Euren Fahrten zu kommenden Konzerten und weiterhin viel Erfolg mit "Antiserum".
Besten Dank – Markus / CREMATORY
Quelle & Bild: Oktober Promotion