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The Outside - Interview mit Roland B. Marx - Dawn Of The Deaf kommt


Alle Wetter! Im Frühjahr 2014 haben wir die Band The Outside erstmals Live im beschaulichen Fürstenberg während ihrer Tour mit Criminal gesehen. Und genau dieses Ereignis führte dazu, dass wir mit allen Sinnen auf die Berliner Band aufmerksam geworden sind. Ihre Live-Performance war beachtlich und somit stehen The Outside auf dem fettesten Fundament, das sich eine Band nur wünschen kann.

Live wird nämlich abgerechnet! So sieht das auch der sympathische Sänger, der ursprünglich aus Köln stammt und mittlerweile eine halbe Ewigkeit in Berlin lebt. Ein Album kann noch so gut sein, bringt man auf der Stage nicht zustande, was man vorher aufwendig konservierte, führt es zwangsweise zu Fragezeichen in den Köpfen der Fans und folglich zur Ablehnung. Nicht mit The Outside, denn der Vierer hat seine Hausaufgaben auf dem Live-Sektor bravourös erledigt. Grund genug der Band etwas näher auf den Zahn zu fühlen. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, sehr passend, wenn man die Biographie der Band in Betracht zieht.

Am 8.11. 2014 erscheint "Dawn Of The Deaf", das zweite Studioalbum der Wahl-Berliner. Wer The Outside auf ihrer Tour gesehen hat, wird sich zwangsläufig fragen, warum die Langrille erst jetzt erscheint, lag sie doch schon im Mai am Merch-Stand der Band. Richtig, mittlerweile ist ein geeignetes Label gefunden worden und damit geht "Dawn Of The Deaf" - im Übrigen als vollständig remasterte Version - nun offizielle Wege.

 

Spätsommer, Rush-Hour in Berlin, ich quälte mich einmal mehr durch die restlos verstopfte Innenstadt von Berlin. Treffpunkt Halford, boah - geschafft. Der kultige Klub war bereits gut gefüllt, als Roland und ich aufeinandertrafen. Wir verschanzten uns kurzer Hand im hinteren Teil des Gemäuers, schließlich hatten wir über wichtige Dinge zu reden und da sollte doch kein Wort im bierseligen Getöse des Halfords verschwinden. Here we go:


 



 


Eine Frage stellten wir uns schon immer und darum fallen wir gleich mit dem Tor in die Burg. Wie kam es, dass The Outside heute aus Mitgliedern besteht, die ihre Heimat in Chile und Israel haben? Die Antwort ist denkbar einfach: Roland B. Marx (Vocals) suchte nach seiner Trennung von Respawn (Band seit 2010 aufgelöst) nach neuen Möglichkeiten, um sich als Musiker und Sänger zu verwirklichen. Über sein damaliges Myspace Profil wurden Sergio (Guitars) und Alberto (Drums) auf Roland aufmerksam. Beide Musiker befanden sich bereits in Deutschland, hatten jedoch schon ein vollständiges Album aus Chile mitgebracht. Auf der Suche nach einem Sänger, trafen sie sie folglich auf Roland. Ein Sänger ward somit gefunden! Sie überarbeiteten das alte Song-Material, verschlissen dabei 3 Bassisten, und ja, noch immer suchten sie nach einem geeigneten Tiefton-Akrobaten. Aufgrund einer Empfehlung trat Ishay Sommer auf den Plan, der nicht nur die Nase von Israel voll hatte, sondern ebenfalls nach geeigneten Musikern suchte. The Outside waren damit komplett und konnten fortan die Welt mit ihrem vertrackten Thrash Metal bereichern.

Halt, fast wäre es doch schief gegangen, denn Roland B. Marx bekam kurz vor dem Zusammenschluss mit Sergio und Tito eine Anfrage von Steve Smyth (Nevermore, Testament, Dragonlord, Vicious Rumors), der ebenfalls nach einem Mann hinterm Mikrofon suchte. Ob Glück oder Pech - liegt im Sinne des Betrachters - Fakt ist, Rolands Stimme passte wohl doch nicht so zum Projekt des Multitalents aus Nord Kalifornien. Gut so, sonnst säßen wir auch nicht hier. Spaß bei Seite, wir hätten es Roland gegönnt.

Was treibt einen Kölner Metal Head eigentlich ins raubeinige Berlin? Dafür kann es doch nur einen Grund geben: Korrekt, wenn der Arbeitgeber die Hütte in Köln vernagelt und anschließend zwei Angebote unterbreitet - die da hießen: Lager Dortmund oder Zentrale Berlin - ist die Entscheidung wohl denkbar einfach. Wäre das also auch vom Tisch. Bleibt nur noch die Nähe zur Chilenischen Band Criminal zu erforschen, die ebenfalls auf der letzten Tour mit von der Partie war. Hier gab Roland zu Protokoll, dass natürlich über Sergio und Alberto der Kontakt entstand. Wohl wissend, um die Tätigkeit des Sängers Anton von Criminal, schickten The Outside ihre erste CD an den Moderator der größten Chilenischen Metal-Radio Sendung - genau, Anton Reisenegger. Dem gefiel das Material und so spielte der Moderator und Musiker das selbst betitelte Debüt der Berliner im Chilenischen Radio. Wem der Name Anton Reisenegger bekannt vorkommt, dem sei gesagt, Anton ist nicht nur Sänger und Aushängeschild von Criminal, sondern auch Mitglied der Allstar-Band Lock Up, deren Mitglieder oder auch Ex-Mitglieder im Dunstkreis von Dimmu Borgir, At The Gates, Napalm Death, Hypocrisy und Cradle of Filth zu finden sind. Während einer Tour von Lock Up traf man sich in Berlin und zog in Erwägung, künftig die ein oder andere gemeinsame Suppe zu kochen.

Das Thema Berlin brachte uns im Verlaufe des Interviews automatisch in die Zeit nach dem Mauerfall - aus aktuellem Anlass auch in den Massenmedien wieder sehr beliebt. Roland plauderte aus dem Nähkästchen und erzählte mir, wie er die Berliner Szene bei seiner Ankunft wahrgenommen hat. Gott sei Dank - und das stellten wir beide fest - hat sich in den letzten Jahren die Metal Szene in der Hauptstadt verdammt positiv entwickelt. Dabei belassen wir es mal, denn die Zukunft gehört nun uns, nicht wahr?

Vielen Fans der Band The Outside geht der Vergleich zu Nevermore leicht von der Zunge, so auch mir. Die Art wie Roland seine Stimmbänder in Wallung bringt, lässt diesen Vergleich locker zu. Manchmal wäre es mir lieb, dass Roland sich für eine Richtung entscheiden würde. Entweder wesentlich härter oder eben richtig Melodie! Roland weiß um die Sache, zu oft wurde er darauf angesprochen. Er verriet uns vorab, dass die Marschroute in Sachen Gesang definitiv auf Härte eingenordet wurde und somit gibt es auf "Dawn Of The Deaf" auch vokaltechnisch mehr auf die Glocke als auf dem Vorgänger aus dem Jahr 2012. Der Gesang klingt somit aggressiver und direkter. Gut so! (Anmerkung der Red.) 

Dank harter Arbeit im Proberaum, gelang der Band auch eine spieltechnische Steigerung. Kaum vorstellbar, wenn man sich das Erstlingswerk vor Augen bzw. Ohren hält. Wir lauschten natürlich schon einmal ins neue Album rein und können dies wirklich nur bestätigen. Roland pflichtete mir bei und merkte an, dass sie wirklich hart arbeiten und sich nicht die Birne zulöten, währenddessen sie proben. Erleichterung - es geht also auch ohne oder besser gesagt, nur sehr selten mit Alkohol!

metaltalks.de: Apropos Spieltechnik, kann es sein, dass sich im vierten Song (Until The World Takes Us) auf dem aktuellen Longplayer ein kleiner Latin-Rhythmus eingeschlichen hat?

Roland: Jawohl, man kann seine Wurzeln wohl nicht verleugnen. Reiner Zufall, aber dem ist so und uns ist es erst auch nicht aufgefallen. Sergio meinte nur irgendwann, hey, das ist doch ein totaler Latin-Rhythmus.

metaltalks.de: Klingt sehr interessant!

Keine Angst, der Song ist entsprechend metallisiert und vom Latin-Rhythmus ist wirklich nur ein Hauch wahrzunehmen.



 


Ein Blick auf die Platten Cover der Band lässt unschwer erkennen, The Outside setzen sich kritisch mit der Kirche und ihrem Status auseinander. Das ist, gelinde formuliert, nur die Kernaussage der Message. Allein die Texte lassen darauf schließen, dass es dem Vierer wesentlich ernster ist. Das aktuelle Cover von "Dawn Of The Deaf" bildet sehr anschaulich die historische Verfehlung des Klerus ab. Gräbt man etwas tiefer, wird man irgendwann auf eine Video stoßen, welches The Outside in Chile aufgenommen haben, und zwar direkt vor einer Kathedrale - in einem erzkatholischem Land, das von Korruption und Machenschaften geprägt ist. In vorderster Front - richtig, die Kirche! The Stench, so der Titel des Tracks, stammt vom 2012 Werk der Jungs. Wir fanden es mutig und fragten Roland, wie es dazu kam und ob es nicht leichter gewesen wäre, den Streifen vor einem der zahlreichen Gotteshäuser in Berlin aufzunehmen.



Roland: Sergio und Tito wollten nach Südamerika reisen. Warum ist klar, schließlich haben sie dort ihre Heimat.  Sie fragten uns, ob wir mitkommen wollen und argumentierten mit der Idee, die Reise mit einer Tour zu verbinden. Wir sagten spontan zu und buchten die Flüge ins Blaue. Erst jetzt wurden die Promoter aktiv, denn nun hatten sie die Sicherheit, dass wir wirklich kommen würden. Normalerweise läuft das andersrum, denn niemand bucht derartige Flüge ohne zu wissen, ob er er tatsächlich auftreten kann. Wir spielten dann tatsächlich ein paar Konzerte und bekamen über sieben Ecken Kontakt zu diesem Abismo, dem Regisseur, der auch schon für Kreator und Therion tätig wurde. Wir teilten ihm unserer Vorstellungen mit und eh wir uns versahen, arrangierte er den Videodreh inklusive der Schauspieler. Großartig!

Wie man im Video sehen kann, bauten wir direkt vor der Kirche das Drum-Kit auf und ab ging die Post - selbstverständlich ohne Genehmigung. Wir hatten keine Ahnung, ob die Sache gut ausgehen würde. Hätte nur ein einziger Bewohner die Polizei gerufen, wäre das böse Ende Realität geworden. Der Videodreh geschah am Abend auf einem Hang inmitten der Stadt - direkt in Richtung Meer. Es schallte erbarmungslos in alle Richtungen. Zu unserem Erstaunen war das Interesse seitens der Einheimischen sehr groß. Statt Ärger einzufahren, waren wir am Ende des Tages die heimlichen Stars. Fotos, Autogramme - alles dabei. Verrückte Geschichte! Zum Glück haben sie nicht verstanden, was ich da zum Besten gegeben habe. z.B. Where is Your fucking god?! (Gelächter)

Noch eine lustige Anekdote: Der Priester im Video ist ein Straßenmusiker, der ebenfalls vom Regisseur ins Boot geholt wurde. Seine Name: Kurt Finster. Ein Chilene, der kein Wort Deutsch spricht und Kurt Finster heißt, nicht schlecht, oder? Zumal das Thema ja wirklich finster ist.

metaltalks.de: Anderes Thema: Hattet ihr damals einen Plattenvertrag?

Roland: Nein, aber noch während wir in Chile waren, meldeten sich SAOL (Labelservice & Promo), die aufgrund einer Demo-Besprechung im Metal Hammer auf uns aufmerksam wurden. Der Rest ist bekannt und inzwischen überholt.

metaltalks.de: Gibt es zum neuen Album eine Tour?

Roland: Ja, wir spielen einige Gigs zum neuen Album. (Tourdaten stehen bereits fest und können im Beitrag The Outside - Berlins Finest eingesehen werden) Im nächsten Jahr hoffen wir, unsere Fans auf dem Live-Sektor überraschen zu können. Mehr wird noch nicht verraten.

metaltalks.de: Der Papst auf dem Cover ist ganz schön aufgedunsen. Spiegelt seine Fettleibigkeit den Zerfall der Kirche wieder?

Roland: (lachend) Ja, so könnte man das auslegen. Das Cover ist auch wesentlich dunkler geworden (emotional). Ein Abbild unserer Musik, die ebenfalls etwas härter und "dunkler" geworden ist.

metaltalks.de: Das klingt nicht schlecht. Dann wollen wir hoffen, dass das Album einschlägt wie eine Bombe und wünschen Euch viel Erfolg mit "Dawn Of The Deaf. Danke fürs Interview!

Roland: Danke auch.

Wir könnten noch lange so weiter plauschen aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass dieses Interview nicht unter 1500 Wörtern zu machen ist. Warum The Outside ihr Demo im Studio von Skew Siskin aufgenommen haben, erfahrt ihr in der kommende Zeit. So denn, bis zum nächsten Mal.



 

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